Kanonenschüsse haben ihren Preis

Der tägliche Kanonenschuss vom Gianicolo

Wenn Sie von der Aussichtsterrasse vom «Gianicolo», nach dem römischen Gott mit zwei Gesichtern Giano (Janus in Latein) benannt, fasziniert über die Stadt schauen und plötzlich einen Kanonenschuss hören, dann erschrecken Sie nicht, sondern werfen Sie einen Blick auf Ihre Uhr – es ist auf den Punkt 12:00 Uhr.

Gianicolo und seine Aussicht auf die Altstadt Roms

Nach dem Willen von Papst Pius IX wird seit 1847 Tag für Tag mittags um 12:00 Uhr ein Kanonenschuss abgefeuert – anfänglich von der Engelsburg und seit dem 24. Januar 1904 vom «Gianicolo» aus einer alten österreichischen Kanone, unterhalb des markanten Reiterstandbildes von Giuseppe Garibaldi (1807-1882). Damit wollte der Papst bewirken, dass die Glocken von Rom alle zur gleichen Zeit zu läuten beginnen. An Tagen, an denen der Verkehrslärm nicht besonders stark ist, vor allem im Sommer, kann man den Schuss sogar in weit entfernten Vierteln gut hören.

Von sich reden macht nun die Kanone durch die, im Rahmen der Bilanzoffenlegung der Stadt Rom, veröffentlichten Kosten. So wurde für den Zeitraum von 2015-2018 der stattliche Gesamtbetrag von € 194.994,93 als Kostenposition von der Stadtregierung nicht berücksichtigt und wird dem Militärkommando der Stadt noch geschuldet. Derzeit prüft eine Kommission, ob der Betrag von € 133,55 pro Tag begründet ist.


Überraschendes Rom – Zauberwelt Coppedè

Zauberwelt Coppedè – ein wundersames Quartier mitten in Rom

Beim «Quartiere Coppedè» handelt es sich vielleicht um das gewagteste künstlerisch-architektonische Experiment, das je in Rom durchgeführt wurde. Tatsächlich ist der Begriff «Quartiere» für diese zwischen 1913 und 1926 entstandene bizarre Gebäudekomplexe zwischen Via Tagliamento und Piazza Buenos Aires um den Kern, die Piazza Mincio mit seinem Frösche-Brunnen, etwas übertrieben. Die Zone des «Coppedè» gehört zum Stadtteil Trieste. Seinen Namen verdankt es dem Architekten, Bildhauer und Dekorateur Gino Coppedè aus Genua. Er mischte die verschiedensten Stilrichtungen zu einem eklektischen Ganzen und ihm ist diese zeitlose, verwunschene Ecke in Rom zu verdanken. «Coppedè» vereinte den düsteren, gotischen Stil mit jenem klassischen, griechischer Inspiration und dazu gesellen sich Tore und Türmchen mittelalterlichen Geschmacks sowie barocker Stuck und Jugendstildekorationen. Der Spaziergänger fühlt sich zweifellos in eine vollkommen andere, in Rom unerwartete Märchenwelt versetzt.


Villa Medici – ein Stück Frankreich zum Entdecken

Villa Medici – Blick auf den Park

Die Villa Medici befindet sich auf dem Pincio Hügel, über der Spanischen Treppe an den Park der Villa Borghese auf der einen und an das Kloster der Trinità dei Monti auf der anderen Seite angrenzend.
Zuletzt war die Villa einer der Schauplätze des mit dem Oscar ausgezeichneten Films «La Grande Bellezza» von Paolo Sorrentino. Der Garten ist mit dem Preis Schönster öffentlicher Park Italiens 2015 ausgezeichnet worden.

Diese Prachtvilla entstand im 16. Jh. Der Sammler und Mäzen Ferdinando de’Medici, der bereits 13-jährig zum Kardinal gewählt wurde liess als Liebhaber der Antike die Villa wie ein Museum ausgestalten. Auch der Park mit seinen botanischen Raritäten wurde effektvoll in Anlehnung an die botanischen Gärten in Pisa sowie Florenz inszeniert und mit bedeutenden antiken Fundstücken reich dekoriert.

1803 änderte sich der Verwendungszweck der Villa radikal. Vom privaten Palazzo und zweiter Residenz der Familie Medici wird sie zum Sitz der von Ludwig XIV gegründeten französischen Akademie.
Seit damals beherbergt die Villa junge französische Künstler – Stipendiaten des Prix de Rome – und bietet ihnen die Möglichkeit, an diesem exklusiven Ort zu wohnen und zu schaffen.

Villa Medici – Hauptgebäude

Villa Medici – Installation


Garbatella – dörfliche Idylle abseits vielbesuchter Must-see und Touristenpfaden

Garbatella und ein typischer Strassenzug.

König Vittorio Emanuele III setzte an einem sonnigen Februartag im Jahr 1920 den ersten Stein der «Borgata Giardino Concordia» (Gartenvorstadtviertel Concordia). So wurde das Viertel Garbatella ursprünglich genannt – verschiedene Parzellen mit etwa 40 zweistöckigen «Villette» (Familienhäuser), 190 Unterkünfte in Häuserblöcken.

Garbatella – Garden Cities
Inspiriert von den englischen Garden Cities und den sozialistisch-utopistischen Ideen von Owen entstand in unmittelbarer Nähe des damaligen Industriegebietes im Südwesten der Stadt, zwischen Testaccio und Ostiense mit seiner Stromzentrale und Generalmärkten, dieses Wohnviertel für Arbeiter und Angestellte. Vorangegangen war 1871 die Einheit Italiens und die Verlegung der Hauptstadt nach Rom. Die Neuzuzüge benötigten dringend Wohnungen. Weinberge, Olivenhaine, Artischockenfelder und Schafweiden mussten dafür weichen. Das ursprüngliche Projekt der Architekten Giovannoni und Piacentini orientierte sich an den in Grossbritannien entwickelten Garden Cities, welche durch einen bewohnten Kern, abseits des Zentrums, charakterisiert waren. Ein- und max. dreistöckige Mehrfamilienhäuschen, jedes mit seinem privaten Gemüsegarten und gemeinnützigem Grün, ähnlich, doch jedes in den Details unterschiedlich, so präsentierte sich Garbatella einst.

Garbatella und sein «Case Rapide»
In der faschistischen Zeit erfuhr die städtische Entwicklung auch in Garbatella eine brüske Änderung und es wurde aufgrund von dringendem Wohnungsbedarf eine Bauweise mit einer höheren Wohndichte und folglich überfüllten Wohnungen gefördert. Zwischen 1923 und 1928 wird der autonome Vorort zum Viertel. Es kam zum Bau der sog. «Case Rapide» (schnelle Häuser). In ihnen fanden Familien Unterschlupf, die ihre Wohnungen durch die von Mussolini in die Wege geleitete Modernisierung verloren. Durch den Bau der zum Kolosseum führenden Via die Fori Imperiali und zum Petersdom führenden Via della Conciliazione wurden ganze Häuserzeilen dem Erdboden gleich gemacht. Die Umquartierung für die betroffenen Bewohner bedeutet damals so viel, wie die Stadt zu verlassen und ins Grüne sprich in die Peripherie ziehen zu müssen.

Als Via di Fori Imperiali noch nicht bebaut war.

Als die Via dei Fori Imperiali noch nicht gebaut war.

 

Garbatella und seine «Alberghi Collettivi»
In den Jahren 1928/29 wird vom Architekten Innocenzo Sabbatini mit einer anderen Art von Wohnhäusern, jene der sog. «Alberghi Collettivi» (kollektive Vorstadtherbergen) um die Piazza Michele da Carbonara experimentiert. In ihnen sollten die aus dem Altstadtzentrum ausquartierten Familien für eine bestimmte Zeit wohnen. Der private Bereich bestand aus den nach Geschlecht getrennten Schlafsälen im gegensatz zu den allgemeinen Bereichen (Sanitäranlagen, Bäder, Küchen, Speisesäle, Kindergärten, Schulen, Ambulatorien usw.). 1931-1933 folgten die Schule, das sechsstöckige Theater Palladium sowie ein polifunktionales Gebäude. Für das Wohnbauprojekt zeigte sogar Mahatma Gandhi Interesse und besuchte 1931den Kindergarten der Vorstadtherrbergen.

Garbatella heute?
Lange Zeit begleitete Garbatella der Ruf einer etwas anrüchigen Gegend. Ab den 90er Jahren ist es zu einem attraktiven Wohnviertel mit seinem speziellen architektonischen Mix auch für höhere soziale Schichten geworden. Wohnungen bzw. eine Villetta in Garbatella galten von da an als begehrenswert, trendig, sehr zentral, gleichzeitig abseits vom Trubel und doch im Grünen – als Herz der Romanità, nebst den mitunter sehr touristisch gewordenen Trastevere.

Mitten in der Grossstadt Rom.

Auch das ist Rom …

 

Alle Wege führen nach Garbatella
Die Metrolinie B Rebibbia-Laurentina zum Beispiel ab dem Bahnhof Termini Richtung Laurentina bringt Sie zur Haltestelle Garbatella. Von dort erkunden Sie ausschliesslich zu Fuss oder per Vespa wie Nanni Moretti in seinem Film Caro Diario (Liebes Tagebuch) die Gegend.

LOCALIKE Tipp
Entdecken Sie Garbatella in einer geführten Walking-Tour – like a local. Ihr personalisiertes Reiseprogramm führt Sie ab in die Idylle Roms und wir verraten Ihnen dabei die traditionellen und angesagten Lokale, in denen sich die Einheimischen besonders gerne aufhalten. Kontaktieren Sie uns, wir helfen gerne weiter.


Il Roseto Comunale – eintauchen in ein kurzlebiges Blütenmeer

Il Roseto mit zwei Strauchrosen

Am Aventin öffnen sich im Frühjahr die Tore eines der romantischsten Gärten Roms. Dann erblühen 1‘100 Rosen aus aller Welt. Ein Triumpf von Farben und Düften schenkt diesem Ort mit Blick auf den Palatin und Circo Massimo ein prachtvolles und kurzlebiges Naturspektakel.

Seit dem 3. Jh. v. Chr. ist dieser Ort den Blumen geweiht. Tacitus erzählte vom Tempel der Göttin Flora und die Feiern zu ihren Ehren, die Floralia, welche im Frühjahr im Circo Massimo abgehalten wurden.

Mit Gärten und Reben bedeckt wurde die Stelle zum Orto degli Ebrei, dem Garten der Juden, welche die Erlaubnis erhielten, hier Gräber zu errichten. Über drei Jahrhunderte hinweg, von 1645-1934 wurde diese Brache auf dem Aventin von der jüdischen Gemeinde in Rom als Friedhof genutzt.

Ursprünglich hatte die Schöpferin des Rosengartens Contessa Mary Gailey Senni am Colle Oppio 1932 angelegt. Er ist nach dem Bagatelle bei Paris der weltweit zweitältesten Rosengarten.

Nach seiner Zerstörung während des Krieges und mit Einwilligung der jüdischen Gemeinde Roms entschied die Stadt 1950, den Rosengarten auf diesem Gelände anzusiedeln und dabei das Andenken an den alten Friedhof des Aventin zu erhalten. Die hohen Zypressen am Rande des Gartens sind dieselben, die zwischen den Gräbern wuchsen.

Der breiteste Teil des Gartens in seiner Anlage erinnert an eine Menora, den siebenarmigen Leuchter des Judentums. Ausserdem sind in der Nähe der beiden Eingänge Schilder angebracht, die die Form der Gesetzestafeln aufgreifen. Diese Anlehnung an die jüdische Religion steht mit der ehemaligen Funktion des Geländes in direkter Verbindung.

Il Roseto aus der Vogelperspektive

 

Il Roseto Detailaufnahme einer Rose


Vittoriano – ein Rooftop der besonderen Art

Seitenansicht des Vittoriano

Dieses gewaltige, weisse Denkmal mit seinen breiten Treppen, Terrassen und Säulen wurde zwischen 1885 und 1911 zu Ehren von Viktor Emanuel II, der für die Einigung Italiens sorgte, erbaut. Zu diesem Zweck mussten antike und mittelalterliche Ruinen im Gebiet um das Kapitol sowie bestehende Quartiere aus dem Mittelalter und der Renaissance zugunsten neuer städtebaulicher Pläne weichen.

Das Vittoriano, als die Via dei Fori Imperiali noch nicht existierte

Die Romani lieben es nicht und nennen das gigantische Gebäude aufgrund seiner Form La Macchina da Scrivere (Schreibmaschine), Dentiera (Gebiss) oder La Torta di Nozze (Hochzeitstorte).

Das Monument beherbergt das Institut für Geschichte des italienischen Risorgimento, das Zentralmuseum des Risorgimento und seit 1921 das von zwei Soldaten flankierte Grab des unbekannten Soldaten. Daher wird auch vom Altare della Patria (Altar des Vaterlandes) gesprochen.

Seit dem Jahr 2007 führen zwei gläserne Panoramalifte auf die 65 m hoch liegende Aussichtsterrasse. Von dieser Terrazza delle Quadrighe, dem höchsten Punkt des riesigen Bauwerkes, bietet sich ein grandioser 360 Grad Rundumblick: über das Kolosseum, die Kaiserforen, die Kuppeln der zahlreichen Kirchen der Altstadt, den Tiber, das Ghetto, das Kapitol und Quirinalspalast bis hin zum modernen Quartier EUR – Esposizione Universale di Roma und die Hügeln vor den Toren der Stadt, den Castelli Romani.

Panoramablick vom Vittoriano

LOCALIKE Tipp
Dem Himmel ein Stückchen näher sein und den Blick über die Dächer von Bella Roma schweifen lassen – wer möchte das nicht? Mit SELECTION «Rooftop» gehen Wünsche in Erfüllung: Auf versteckten, exklusiven Dachterrassen und -gärten entrücken Sie dem Trubel der Stadt – sei es auf einen Espresso, zu einem prickelnden Aperitivo oder für ein stilvolles Abendessen. Oder einfach, um im sanften Licht des Sonnenuntergangs die Ewige Stadt von ihrer schönsten Seite zu erleben. Lassen Sie sich verführen: Über den Dächern von Rom ist ab Mai bis Oktober beinahe alles möglich!


Tanti Auguri Roma

Ausblick vom Palatinhügel auf das Forum Romanum

Buon compleanno Roma!  Die Ewige Stadt feierte seinen 2’771. Geburtstag!
Natale di Roma hat nichts mit Weihnachten (Natale) zu tun, sondern in diesem Fall wird von der Geburt  (zweite Bedeutung des Wortes) der Stadt Rom gesprochen.

Nach der Legende soll bekanntlich Romulus am 21. April 753 v. Chr. die Stadt am Palatin gegründet haben. Der Palatin gilt deshalb auch als die Wiege Roms. Beim Datum handelte es sich um den Festtag im antiken Kult des Pales, Gott der Hirten und Herden. Von ihm leitet sich wahrscheinlich auch der Name des Hügels Palatin (Palatinum) ab.

Der Palatin, einer der berühmten sieben Hügel Roms liegt auf einer Höhe von etwa 50 m über dem Meeresspiegel im Zentrum eines Halbkreises Richtung Tiber und der Tiber-Insel. Isoliert, jedoch im nördlichen Bereich mit dem Hügel Esquilin verbunden, stellte er einen geeigneten Ort dar, um eine Siedlung zu errichten. Das darunter liegende Gebiete liess sich leicht kontrollieren und der nahe gelegene Fluss diente einerseits der frischen Wasserversorgung und andererseits als Handelsweg. Im Gegensatz zu dem darunterliegenden sumpfigen Areal, herrschte ein angenehmes Klima mit guter Luft auf dem noch höher gelegenen Hügel (in den darauf folgenden Jahrtausenden wurden die Täler mit Bauschutt gefüllt).

Der Überlieferung zufolge befand sich am Fusse des Hügels, in der Nähe des Tibers, die Höhle der Wölfin, welche die von ihrer Mutter ausgesetzten Zwillinge Romulus und Remus säugte. In diese frühe Zeit fällt auch im nahe gelegenen Tal die Entstehung des Forum Romanum, dem ursprünglichen Dorfplatz und Treffpunkt der Hügelbewohner.


Februar in Rom – Zeit des Karnevalsgebäcks

Frappe di Simona – Karnevalsgebäck

Kurz vor dem Endspurt möchten wir Sie noch in die kulinarischen Carnevale-Geheimnisse Roms einweihen. In diesen Tagen kommt hier keiner an den Frappe und Castagnole vorbei. In jeder Pasticceria und Bäckerei verlocken Platten hochaufgetürmt mit dem typischen süssen Gebäck. Die duftenden Köstlichkeiten bestehen aus wenigen Grundzutaten: Eier, Zucker, Mehl, Butter und Schmalz sowie Öl zum Frittieren.

Frappe
Bei den Frappe, die in anderen Teilen Italiens ebenfalls hergestellt werden, doch andere Namen tragen, handelt es sich um Teigstreifen, die frittiert oder im Ofen gebacken, klassisch mit Zucker bestäubt, aber auch mit Honig oder flüssiger Schokolade überzogen sind. Sogar grüne Frappe aus mit Pistazien vermengtem Mehl werden in einer Bäckerei angeboten.

Castagnole
Die Castagnole, weiche walnussgrosse frittierte oder im Ofen gebackene Teigbällchen, entweder ohne Füllung (lisce / vuote) bzw. gefüllte (ripiene) mit Ricotta, Creme oder Schokolade fehlen während der Karnevalszeit ebenfalls in keiner Pasticceria. Der Ricotta wird häufig Rum, mit unter auch Nutella hinzugefügt. Die Creme verfeinern manche Zuckerbäcker mit gehackten Pistazien. Die meisten Einheimischen bestehen auf klassische, traditionelle Rezepte und viele halten auch nichts von der an Kalorien sparenden Variante aus dem Backofen: Ihrer Meinung nach müssen «richtige» Frappe und Castagnole frittiert werden.

Carnevale – Bedeutung des Wortes & Geschichte
Das aus dem Lateinischen carne vale! (Fleisch, leb wohl!) im Hinblick auf die bevorstehende Fastenzeit ist zwar scherzhaft und volksetymologisch, doch etwas ist wohl dran. Abgeleitet und stark inspiriert von den Saturnalien der antiken Römer galt der Carnevale als eines der bedeutendsten Feste im päpstlichen Rom. Wichtigster Aspekt der Saturnalien war die Aufhebung der Standesunterschiede. Herren behandelten an diesem Tag ihre Sklaven wie Gleichgestellte. Teilweise schlüpften sie als Scherz sogar in ihre Rolle und bedienten die Sklaven. Ab dem 10. Jh. fanden Karnevalsfestlichkeiten auf dem Monte Testaccio statt. Ab Mitte des 15. Jh. wurden auf Wunsch des venezianischen Papst Pauls II Spiele sowie Maskenumzüge auf der damaligen Via Lata und heutigen zentralen Via del Corso abgehalten. Er sorgte auch dafür, dass die ursprünglich zwei Tage dauernden Feiern sich auf neun Tage ausdehnten. Beliebt waren besonders die Berberpferderennen, die Adel, Künstler und Reisende aus aller Welt anzogen. Unter ihnen Alexandre Dumas, der die Feste in seinem berühmten Roman «Der Graf von Montecristo» beschreibt. Auch an Johann Wolfgang von Goethe ging der römische Karneval nicht spurlos vorbei. Er erhielt sogar vom Weimarer Wochenblättchen Journal des Luxus und der Moden den Auftrag, Material über den Karneval zu liefern. So wusste er zu berichten, dass «…Karneval … eigentlich nur eine Fortsetzung oder vielmehr der Gipfel jener gewöhnlichen sonn- und festtägigen Freuden ist; es ist nichts Neues, nichts Fremdes, nichts Einziges, sondern es schliesst sich nur an die römische Lebensweise ganz natürlich an.» Aufgrund eines tödlichen Unfalls untersagte 1874 Vittorio Emanuele II die Pferderennen. Damit verlor der römische Karneval an Bedeutung und wurde 1882 sogar verboten.

Karneval heute
Der Karneval in Rom greift auf keine Tradition zurück, wie dies z.B. in Venedig der Fall ist. Lediglich maskierte und Konfetti streuende Kinder werden von ihren Eltern auf einem Spaziergang durch die Stadt geführt. Für die Erwachsenen stellt der Karneval vor allem ein süsses, kulinarisches kurz andauerndes Vergnügen dar.

Castagnole – Karnevalsgebäck

Frappe – Karnevalsgebäck

LOCALIKE Kuriosum & Tipp
In Ostia Lido existiert eine Konditorei, die seit 2009 nur etwa einen Monat im Jahr geöffnet ist und zwar im Carnevale, um das typische Gebäck zu backen. Inzwischen hat die Pasticceria Simona auch in der Ewigen Stadt grosse Bekanntheit erlangt . Viele Fans pilgern in das etwa 45 Autominuten von Rom gelegene Ostia und manchmal gelingt es nach langem Anstehen zu ihrem Leidwesen nicht einmal ein paar der täglich händisch frisch hergestellten Frappe zu ergattern. Und das Besondere an diesen Frappe? Die «Boutique della Frappa» schwört auf  das traditionelle Rezept. Das schnelle Frittieren in frischem Erdnussöl soll es ausmachen. Oder steckt doch ein anderes Geheimnis hinter dem extrem dünnen, rosenförmigen, knusprigen Gebäck? Adresse: Viale delle Repubbliche Marinare 50, Lido di Ostia

Einfache Rezepte, doch nicht überall werden die besten Zutaten verwendet und manchmal sind die Karnevals-Süssigkeiten viel zu fett und liegen dann schwer im Magen. LOCALIKE Roma verrät Ihnen, wo Sie die besten und bekömmlichsten finden. Ihr personalisiertes Reiseprogramm bringt Sie zum besten Karnevalsgebäck – like a local.


Der antikste Stadtteil Roms – Monti Rione I

Monti und seine verschlungenen Gassen

Beinahe jeder Rombesucher hat schon direkt oder indirekt von Monti gehört und will dorthin – in das quirlige und trendige Dorf, wo noch nachbarschaftliche Beziehungen gepflegt werden. Kaum eine ausländische Zeitung, die nicht über diese Gegend berichtet und Monti als den Geheimtipp schlechthin verkauft. Aber auch römische Zeitungen wie Il Messaggero schwärmen in den höchsten Tönen von diesem Kleinod: «Nicht Trastevere oder der Campo de› Fiori geben den Ton an, sondern Monti mit seinen originellen Shopping-Gelegenheiten, den Bio-Läden, alternativen Restaurants und edlen Vinotheken». Und wir von LOCALIKE sind ebenfalls der Meinung, dass dieses Viertel lobende Zeilen verdient. Heute gilt Monti als eines der beliebtesten Wohnviertel der Stadt. Das einstige Arbeiter- und Rotlichtviertel mutierte in den letzten Jahren zum hippen Stadtteil. Verwinkelte enge Gassen, bescheidene Häuser, alternative Werkstätten sowie viele, kleine und schicke Lokale prägen es. Häufig treffen Sie die unabhängigen Designer, die von der Vintage-Mode inspiriert sind persönlich an. Der ehemalige italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano lebt nach seinem Rücktritt aus Altersgründen im Januar 2015 wieder in «seinem» Viertel Monti. Diese spezielle Quartiers-Atmosphäre wurde von Regisseuren auch häufig als Schauplatz für ihre Filme verwendet und viele von ihnen leben oder lebten selbst in Monti.

Monti und seine Vergangenheit
Um Monti ranken sich Geschichten und Legenden. Kein anderes Viertel kann sich einer solchen Vielfalt an historischen, archäologischen und architektonischen Zeugnissen rühmen, welche von der Antike über das Mittelalter, die Renaissance und das Barock in die zeitgenössische Epoche reichen: 2‘500 Jahre Geschichte auf 1,6 km.
Monti, das älteste der 22 Rioni, gleich hinter dem Forum, umschliesst heute die Hügel Esquilin sowie Viminal und reicht von der Piazza Venezia bis zum Lateran. In antiker Zeit entsprachen die Grenzen des heute noch weitflächigen Rione jenen der Stadt. Später gingen daraus weitere Rioni hervor. Monti wurde 1743 unter Papst Gregor XIV zum Stadtteil ernannt und 1874 unterteilt, um den Rione Esquilino entstehen zu lassen. Schliesslich erfolgte 1921 eine weitere Unterteilung mit dem Esquilino, Castro Pretorio und Celio. Eine erneute Veränderung der Grenzen in den Jahren 1924 und 1943 brachte die Schaffung der breiten Via Cavour mit sich. Sie ist einer der gewaltigsten städteplanerischen Bausünden. Anstelle der ursprünglichen Via Graziosa riss die Via Cavour eine unübersehbare Schneise in die Stadt. Dadurch wurde die territoriale Homogenität der antiken Suburra Romana zwar gebrochen, doch blieb ein Labyrinth von schmalen Gässchen und Strassen, welche fast immer leicht ansteigen bzw. abfallen. Dazu gesellen sich so manche Treppen.
Im antiken Rom war es das «Suburra» (unterhalb der Stadt), das Elendsviertel üblen Rufs und eines der ältesten Wohngebiete. Zu dieser Zeit standen die Bürgerhäuser in Monti Schulter an Schulter mit verruchten Bordellen und den «Insulae», den Wohnungen für das einfache Volk. Cesare wurde in dieser Armen-Leute-Gegend geboren und Nero liebte es in den dunklen Gassen inkognito zu spazieren. Der Übertritt zum Christentum gesamter Familien, Gebete, die Sammlung von Reliquien, die ersten heimlich vom Heiligen Petrus gefeierten Messen sollen hier stattgefunden haben.
Erst Jahrhunderte später halten die Päpste Einzug. Sie liessen zwischen Bettlern, Prostituierten, Kupferschmieden und Wirten auf den Hausaltären der ersten Christen Kirchen und Klöster errichten. Noble Herrschaften, die vermischt mit dem einfachen Volk in Monti wohnten, finanzierten hohe Türme und prachtvolle Paläste. Im bevölkerungsarmen Mittelalter wucherten im Viertel Gärten und Weinberge. Erst nach der Einigung Italiens 1870 wurde es wieder zu einem dicht besiedelten Viertel.

Nicht zu übersehen, die mächtigen Türme und prachtvollen Paläste.

Nicht zu übersehen, die mächtigen Türme und prachtvollen Paläste.

 

Von der Via Baccina aus ist die antike Brandmauer, die das Forum von der Suburra trennt. Die Marmorsäulen gehören zum Marstempel des Foro Augusto.

Von der Via Baccina aus ist die antike Brandmauer sichtbar, die das Forum von der Suburra trennt. Die Marmorsäulen gehören zum Marstempel des Foro di Augusto.

 

Wappen des Rione Monti
Drei grüne Hügel mit drei Gipfeln auf silbrigem Untergrund stellen drei der sieben Hügel Roms dar, die ursprünglich zum Rione Monti gehörten. Celio, Viminale und Esquilino erklären auch den Namen «Monti» (Berge). Sie sind zum Symbol des Wappens des Viertels geworden. Charakterisiert wird Monti tatsächlich durch das steile Auf und Ab.

Kuriosum
Die Bewohner des Rione Monti kennzeichnete ehemals sogar ein eigner Dialekt, welcher sie von jenen anderer Stadtteile unterschied und ihnen eine eigene Identität verlieh. Zu ihren Rivalen zählten vor allem die Trasteverini, die Bewohner des Rione Trastevere, welche auf der anderen Seite des Tibers, einst fern dem Stadtzentrum, lebten.

Kulturelle Highligts in Monti aus den unterschiedlichen Epochen
Kein anderer Stadtteil Roms verfügt über eine so grosse Anzahl an kulturellen Perlen wie Monti. Die rund 50 Kirchen, darunter die Kleinode S. Clemente, S. Stefano Rotondo, S. Prassede, S. Giovanni in Laterano, S. Pietro in Vincoli mit der Moses-Statue von Michelangelo und die Barockjuwelen Sant’Andrea al Quirinale und S. Carlino alle Quattro Fontane stellen nur einen Teil dieser kulturellen Highlights dar. In einer unzähligen Reihe von archäologische Schätze seien erwähnt die Foren der Nerva, des Domiziano, des Vespasiano, des Augustus, des Trajan, die Cäsarforen und die Augustusforen, die Traijansmärkte, die Domus Aurea – Haus des Nero (spektakuläre Besichtigungen sind wieder möglich), die Trajansthermen – eine der grössten Thermalanlagen der Antike, Reste von antiken Aquädukten und Teile der Servianischen und Aurelianischen Mauern, Mythräen, Türme, Tempel, drei Stadttore usw. Museen, Gärten und spektakuläre, historische Aussichtsterrassen, Obelisken Statuen, Säulen, kleine Kapellen, Innenhöfe, Kreuzgänge und Brunnen sollen nicht vergessen werden… ganz zu schweigen von den zahllosen charmanten Plätzen, Treppen und versteckten Treppchen.

LOCALIKE Tipp
Monti ist nicht nur eine unerschöpfliche Ansammlung von Kunst- und Kulturschätzen, sondern wirklich das perfekte Ziel für alle, die gerne in winzigen ausgefallenen Geschäften stöbern. Verpassen Sie es nicht, sich Ihr persönliches Reiseprogramm durch LOCALIKE erstellen zu lassen – damit Sie Monti in vollen Zügen geniessen und wie ein Einheimischer erleben – like a local!

In Monti wimmelt es von ausgefallenen Independent-Shops.

In Monti wimmelt es von ausgefallenen Independent-Shops.


Verwirrung & Entwirrung – Unterteilung der Stadt Rom

Der Kapitolshügel – «Machtzentrum» von Rom mit dem monumentalen Vittoriano im Vordergrund.

Wurden Sie auch schon mit der Unterteilung der Stadt Rom konfrontiert? Und haben Sie sich gefragt, warum es einmal Rione, einmal Quartiere, einmal Municipio auf dem Stadtplan heisst? Wir geben Ihnen gerne die spannenden Hintergrundinformationen, damit Sie fit sind für Ihren Rombesuch. Mit diesem Wissen verblüffen Sie selbst Einheimische.

Was es mit der Gliederung auf sich hat
Rom wird nach drei unterschiedlichen Kriterien gegliedert: dem verwaltungsmässigen, dem städtebaulichen und dem toponomastischen. Verwaltungsmässig unterteilt sich die Stadt in heute (seit 2013) 15 Munizipien (Municipi = Rathäuser), die ihrerseits ab 1977 in 155 städtebauliche Zonen (Zone Urbanistiche) weiter unterteilt wurden. Die Munizipien verfügen über einen direkt gewählten Präsidenten und ein Parlament. Eine Vielfalt an Verwaltungsaufgaben Roms liegt in der Zuständigkeit dieser Munizipien.
Toponomastisch und historisch bleibt die Gliederung in vier Gruppen: 22 Rioni, 35 Quartieri, 6 Suburbi und 53 wenig besiedelte Zonen rund um die Aussenringstrasse GRA (Grande Raccordo Annulare = Grosse Ringstrasse). Diese Klassifizierung Roms geht auf die erste Ausdehnung der Stadt nach der Einheit Italiens 1870 und den Regulierungsplan Saintjust-Nathan aus dem Jahr 1909 zurück. Dazumal lag die Bevölkerungsdichte Roms noch unter 500’000, entgegen den heute 4.3 Mio. Einwohnern (statistische Daten 30. Juni 2015) auf einer Fläche von 5’352 km2.

Historische Stadtteile und heutige Gültigkeit
Im täglichen Leben der RömerInnen bleiben die historisch gewachsenen Stadtteile von Bedeutung, auch wenn ihnen heute keinerlei verwaltungstechnische Relevanz mehr zukommt. Die erste Gliederung soll auf das 6. Jh. v. Chr. unter dem König Servius Tullius zurückgehen, mit ihren 4 Regiones: Suburana (Caelius, Subura), Esquilinia (Esquilin), Collina (Quirinal und Viminal) und Palatina (Palatin und Velia). Damals waren die Hügel des Kapitols (Campidoglio) und des Aventin (Aventino) noch nicht in diese Stadtteile miteinbezogen.

Die sieben Hügel von Rom.

Die sieben Hügel von Rom.

 

Rioni
Unter Kaiser Augustus wurde zwischen 12. und 7. Jh. v. Chr. die Stadt, die sich mittlerweile weit über die vier ursprünglichen Regionen ausgebreitet hatte, in vierzehn Regiones, den nach ihm benannten Regiones Augustee eingeteilt. Davon leitet sich das heute noch gebräuchliche Wort «Rione» ab. Anfangs waren sie mit Zahlen und ab dem 2. Jh. mit Namen versehen. Ab dem 14. Jh. wurde Rom in zuerst 12 Rioni angeordnet. Ende des 19. Jh. erfolgte die Erweiterung bis 1921 auf 21 Rioni. Im selben Jahr kam mit Prati, das Gründerzeitviertel nordöstlich des Vatikan hinzu und mit ihm der erste Rione ausserhalb der Aurelianischen Stadtmauern, die Nummer 22. Die Rioni werden mit dem Buchstaben R. und einer fortlaufenden römischen Ziffer kodifiziert.

Die Aurelianischen Mauern spielten schon in der Antike eine massgebende Rolle bei der Einteilung der Stadt.

Die Aurelianischen Mauern spielten schon in der Antike eine massgebende Rolle bei der Einteilung der Stadt.

 

Quartieri
Ab 1926 nannte man die neu errichteten Stadtviertel ausserhalb der Stadtmauer Quartieri (Quartiere). Im Gegensatz zu den Rioni umgreifen die 35 Quartieri alle das historische Stadtzentrum ausserhalb der Aurelianischen Mauern. Dazu gehören auch die drei Quartiere von Ostia, das am Meer liegt. Sie werden mit dem Buchstaben Q. und einer fortlaufenden römischen Ziffer kodifiziert.

Suburbi
Von den ab 1930 errichteten 11 Suburbi (Vorstädte) blieben nach der Umwandlung in 5 Quartieri im Jahre 1961 nur mehr deren 6 Suburbi. Es handelt sich um Bereiche der Stadt, die über die Quartieri hinausreichen. Sie werden mit dem Buchstaben S. und einer fortlaufenden römischen Ziffer kodifiziert.

Agro Romano
Die 53 Zonen (Zone) oder Fraktionen (Frazioni) des sog. Agro Romano werden mit dem Buchstaben Z. und einer fortlaufenden römischen Ziffer kodifiziert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte eine enorme Ausdehnung des bewohnten Gebietes im Agro (ländliche Gegend). Es entstanden zumeist ärmliche, oft auch unerlaubt errichtete Vorortviertel (Borgate), die zwischen der Stadt und dem Land an den Ausfallsstrassen lagen. Eine erste Normierung dieser Siedlungsgebiete wurde mit dem Regulierungsplan im Jahr 1962 unternommen. Weitere illegale Bautätigkeiten in den darauf folgenden Jahrzehnten sanierte man mit dem generellen Regulierungsplan 2002. Zum Agro Romano gehören etwa noble Zonen, wie die bei VIP’s, speziell bei Fussballern beliebte Olgiata, das mittelständische Villenviertel Casalpalocco, Prima Porta mit ihren 140 ha der grösste Friedhof Italiens, die Universitätsstadt Tor Vergata, aber auch Zonen, die aufgrund ihrer erhöhten Kriminalität immer wieder auf sich aufmerksam machen und die der durchschnittliche Römer nur aus der Zeitung kennt.

LOCALIKE Tipp
Buchen Sie eine «Rom – Architek-Tour». Der Rundgang führt Sie ins Rom der modernen, avantgardistischen und zeitgenössischen Architektur zu den neuen Wahrzeichen der Ewigen Stadt. Lassen Sie sich überraschen, welcher «Verjüngungskur» Rom sich in den letzten Jahren unterzogen hat.

Ponte Settimia Spizzichino im Viertel Ostiense ist eines der vielen Beispiele der «Verjüngungskur» die Rom in den letzen Jahren durchlebte.

Ponte Settimia Spizzichino im Viertel Ostiense ist eines der vielen Beispiele der «Verjüngungskur».