Februar in Rom – Zeit des Karnevalsgebäcks

Frappe di Simona – Karnevalsgebäck

Kurz vor dem Endspurt möchten wir Sie noch in die kulinarischen Carnevale-Geheimnisse Roms einweihen. In diesen Tagen kommt hier keiner an den Frappe und Castagnole vorbei. In jeder Pasticceria und Bäckerei verlocken Platten hochaufgetürmt mit dem typischen süssen Gebäck. Die duftenden Köstlichkeiten bestehen aus wenigen Grundzutaten: Eier, Zucker, Mehl, Butter und Schmalz sowie Öl zum Frittieren.

Frappe
Bei den Frappe, die in anderen Teilen Italiens ebenfalls hergestellt werden, doch andere Namen tragen, handelt es sich um Teigstreifen, die frittiert oder im Ofen gebacken, klassisch mit Zucker bestäubt, aber auch mit Honig oder flüssiger Schokolade überzogen sind. Sogar grüne Frappe aus mit Pistazien vermengtem Mehl werden in einer Bäckerei angeboten.

Castagnole
Die Castagnole, weiche walnussgrosse frittierte oder im Ofen gebackene Teigbällchen, entweder ohne Füllung (lisce / vuote) bzw. gefüllte (ripiene) mit Ricotta, Creme oder Schokolade fehlen während der Karnevalszeit ebenfalls in keiner Pasticceria. Der Ricotta wird häufig Rum, mit unter auch Nutella hinzugefügt. Die Creme verfeinern manche Zuckerbäcker mit gehackten Pistazien. Die meisten Einheimischen bestehen auf klassische, traditionelle Rezepte und viele halten auch nichts von der an Kalorien sparenden Variante aus dem Backofen: Ihrer Meinung nach müssen «richtige» Frappe und Castagnole frittiert werden.

Carnevale – Bedeutung des Wortes & Geschichte
Das aus dem Lateinischen carne vale! (Fleisch, leb wohl!) im Hinblick auf die bevorstehende Fastenzeit ist zwar scherzhaft und volksetymologisch, doch etwas ist wohl dran. Abgeleitet und stark inspiriert von den Saturnalien der antiken Römer galt der Carnevale als eines der bedeutendsten Feste im päpstlichen Rom. Wichtigster Aspekt der Saturnalien war die Aufhebung der Standesunterschiede. Herren behandelten an diesem Tag ihre Sklaven wie Gleichgestellte. Teilweise schlüpften sie als Scherz sogar in ihre Rolle und bedienten die Sklaven. Ab dem 10. Jh. fanden Karnevalsfestlichkeiten auf dem Monte Testaccio statt. Ab Mitte des 15. Jh. wurden auf Wunsch des venezianischen Papst Pauls II Spiele sowie Maskenumzüge auf der damaligen Via Lata und heutigen zentralen Via del Corso abgehalten. Er sorgte auch dafür, dass die ursprünglich zwei Tage dauernden Feiern sich auf neun Tage ausdehnten. Beliebt waren besonders die Berberpferderennen, die Adel, Künstler und Reisende aus aller Welt anzogen. Unter ihnen Alexandre Dumas, der die Feste in seinem berühmten Roman «Der Graf von Montecristo» beschreibt. Auch an Johann Wolfgang von Goethe ging der römische Karneval nicht spurlos vorbei. Er erhielt sogar vom Weimarer Wochenblättchen Journal des Luxus und der Moden den Auftrag, Material über den Karneval zu liefern. So wusste er zu berichten, dass «…Karneval … eigentlich nur eine Fortsetzung oder vielmehr der Gipfel jener gewöhnlichen sonn- und festtägigen Freuden ist; es ist nichts Neues, nichts Fremdes, nichts Einziges, sondern es schliesst sich nur an die römische Lebensweise ganz natürlich an.» Aufgrund eines tödlichen Unfalls untersagte 1874 Vittorio Emanuele II die Pferderennen. Damit verlor der römische Karneval an Bedeutung und wurde 1882 sogar verboten.

Karneval heute
Der Karneval in Rom greift auf keine Tradition zurück, wie dies z.B. in Venedig der Fall ist. Lediglich maskierte und Konfetti streuende Kinder werden von ihren Eltern auf einem Spaziergang durch die Stadt geführt. Für die Erwachsenen stellt der Karneval vor allem ein süsses, kulinarisches kurz andauerndes Vergnügen dar.

Castagnole – Karnevalsgebäck

Frappe – Karnevalsgebäck

LOCALIKE Kuriosum & Tipp
In Ostia Lido existiert eine Konditorei, die seit 2009 nur etwa einen Monat im Jahr geöffnet ist und zwar im Carnevale, um das typische Gebäck zu backen. Inzwischen hat die Pasticceria Simona auch in der Ewigen Stadt grosse Bekanntheit erlangt . Viele Fans pilgern in das etwa 45 Autominuten von Rom gelegene Ostia und manchmal gelingt es nach langem Anstehen zu ihrem Leidwesen nicht einmal ein paar der täglich händisch frisch hergestellten Frappe zu ergattern. Und das Besondere an diesen Frappe? Die «Boutique della Frappa» schwört auf  das traditionelle Rezept. Das schnelle Frittieren in frischem Erdnussöl soll es ausmachen. Oder steckt doch ein anderes Geheimnis hinter dem extrem dünnen, rosenförmigen, knusprigen Gebäck? Adresse: Viale delle Repubbliche Marinare 50, Lido di Ostia

Einfache Rezepte, doch nicht überall werden die besten Zutaten verwendet und manchmal sind die Karnevals-Süssigkeiten viel zu fett und liegen dann schwer im Magen. LOCALIKE Roma verrät Ihnen, wo Sie die besten und bekömmlichsten finden. Ihr personalisiertes Reiseprogramm bringt Sie zum besten Karnevalsgebäck – like a local.


Karnevalscherz?

Sauber, sauber, am saubersten
Top aktuelle News aus der Ewigen Stadt, die nicht alle Freunde des blauen Dunst begeistern. Wussten Sie, dass kurz nach Karnevalbeginn, am 2. Februar 2016, ein Gesetz in Italien in Kraft trat, welches das Wegwerfen von Zigarettenstummel mit schmerzhaften EUR 300 bestraft – und das ist kein Scherz. Selbst das «achtlose» Fallenlassen von Kaugummi, Kassenzettel und Papiertaschentücher können den Geldbeutel mit EUR 30 bis 150 belasten. Wer nun glaubt, den Abfall in den Kanaldeckelschlitzen verschwinden lassen zu können, täuscht sich. Dies ist ebenfalls ausdrücklich im Artikel 40 des Gesetzes 221 verboten.

Schutz für die Minderjährigen
Auch sie werden im Gesetz berücksichtigt. Sitzt ein Minderjähriger im Auto, ist das Rauchen untersagt. Die Strafe fällt mit EUR 27.50 bis 270 aus. Befindet sich ein Jugendlicher unter 14 Jahren mit an Bord, droht sogar eine Strafe von EUR 550.

Klebrige Angelegenheit
Quizfrage: Wie viele Kaugummis sind auf einem m2 Asphalt in Rom zu finden? Die Antwort liefert die Stadt selbst, welche von durchschnittlich 20 chewing-gum ausgeht. Nach Schätzungen würde die Beseitigung der Kaugummis und Zigarettenstummel auf den Strassen und öffentlichen Anlagen mit ihren Sehenswürdigkeiten rund EUR 5.5 Mio. kosten.

10 Jahre danach
Bereits im Jahr 2005 erliess die Regierung ein strenges Gesetz, wonach Rauchen in allen öffentlich zugänglichen Räumen verboten ist – betroffen sind unter anderem Restaurants, Bars, Diskotheken, Hotels aber auch Büros. Bei Verstössen zahlen die Inhaber eine Busse von rund EUR 2‘000 und die Gäste EUR 250. Unglaublich diszipliniert wurden die Bestimmungen, entgegen alle Unkenrufe, eingehalten. Dies führte zudem zu einem Rückgang von ca. 5 % der Rauchenden und einer bedeutenden Einbusse in der Tabakindustrie. Ob sich die Kaugummi-Kauende-Community dadurch erhöhte – wer weiss?

Entstehung einer neuen Geschäftsidee
Das Gesetz verpflichtet die Gemeinden zur Installation von Behältern für die Zigarettenstummeln auf den Strassen, in den Parks und Plätzen. Es bleibt abzuwarten, inwiefern es der Stadt Rom gelingen wird, dieser Auflage nachzukommen, bzw. die entsprechenden Kontrollen durchzuführen. Bestimmt eröffnet sich für die Strassenverkäufer ein weiteres lukratives Geschäft. Zwischen Selfie-Sticks und Regenschirmen wird zweifelsohne so mancher Taschenaschenbecher demnächst das Repertoire erweitern.

Eine brennende Zigarette mit viel Rauch

Wohin mit dem Zigarettenstummel?

 

Taschenaschenbecher in Form eines Goldbarren

Goldrichtige Idee – in den Taschenaschenbecher!
Die Entsorgung auf dem Boden kommt teuer zu stehen.

 

Zigarettenstummel auf dem Boden und zwischen den «San Pietrini»

Gehören solche Bilder in Rom schon bald der Vergangenheit an?