Des einen Freud, des anderen Leid
Routinierte Römerinnen mit ihren High Heels sind am eleganten Laufstil auf den «Sanpietrini» zu erkennen – like a local. Sie schweben förmlich über diese hinweg. Touristen indes kämpfen eher gegen die unberechenbaren Spalten zwischen den Steinen, die auch schon das Leben des einen oder anderen Absatz gekostet haben.
Veni, vidi, vici
Die Bezeichnung der «Sanpietrini» stammt aus dem Jahre 1725, als der Präfekt der Dombauhütte (zuständig für alle Massnahmen um die Erhaltung des Bauwerkes von Sankt Peter), den miserablen Zustand der Pflasterung am Petersplatz aufs schärfste bemängelte. Dies, nachdem die Kutsche des Papsts beinahe umkippte. So ordnete er an, den Platz mit den für das heutige Rom noch typischen quadratischen Steinen aus Leucit zu pflastern. Der Name leitet sich seither vom Petersplatz (Sankt Peter – San Pietro) ab und es wird von den «Sanpetrini» gesprochen. In der Folge wurden 120 Strassen im Zentrum der Stadt auf diese Weise saniert, wobei ein richtiger Berufszweig entstand.
Die andere Dimension
Es existieren verschiedene Arten und Dimensionen von «Sanpetrini», die immer eine stumpf zugespitzte Pyramide darstellen. Die Grössten verzeichnen ein Ausmass an 12 x 12 x 18 cm, während die am häufigsten die Masse von 12 x 12 x 6 cm aufweisen. «Sanpietrini» mit der Grösse von 6 x 6 x 6 cm sind selten anzutreffen und unter anderem auf der Piazza Navona zu bewundern.
Manpower
Die Steine werden in mühsamer Handarbeit auf Sand verlegt. Diese resistente Technik erlaubt es, sich den Unebenheiten des Bodens anzupassen, das Regenwasser zu «schlucken» und der Untergrund erhält zudem die Möglichkeit zu atmen.
Kurioses
Die tüchtigsten Pflastersteinleger schaffen es, 6’000 der rund 3 kg schweren Steine pro Tag zu verlegen. Dies entspricht einer Fläche von 60 m2 – sprich einem Squash-Spielfeld oder etwa einem Drittel eines Tennisspielfelds. Für die Piazza di Pietra, Standort des Hadriantempels, der eine Grösse eines Fussballfeldes einnimmt, benötigten neapolitanische «Gastarbeiter» 1997 unerklärlicherweise geschlagene drei Jahre. Ob es an der Motivation gemangelt hat, sei dahingestellt. Gemunkelt wird, dass Kost und Logis garantiert waren. Zudem handelt es sich um keine Originalsteine und sie stammen nicht aus den Steinbrüchen am Fusse der Albanerberge oder dem Gebiet um Viterbo. Anlässlich des Jubiläums wurde die Diskussion über die «Sanpietrini» erneut entfacht. Gegner weisen immer wieder auf die Rutschgefahr bei feuchten Steinen hin, die vor allem für Vespa-, Mofa- aber auch Fahrradfahrer ein enormes Unfallpotenzial darstellen (wir sprechen aus eigener Erfahrung).
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Der Römer sieht rot
Linsengerichte, Feuerwerk und Co. sind bekannt als Silvestertradition. Abergläubische Römerinnen und Römer setzen in der Neujahrsnacht auf einen verborgenen Glücksbringer, der auf den ersten Blick nicht sichtbar ist – rote Dessous.
Woher der Brauch stammt?
Über den Ursprung des mittlerweile auch in andern Ländern verbreiteten Usus scheiden sich die Geister. Bereits die alten Römer zur Zeit des Ottaviano Augusto 31 v. Chr. glaubten an die Farbe Rot als «Portafortuna». So wie heute war es damals Tradition, zum Jahreswechsel rote Wäsche zu tragen. Rot gilt als Farbe des Wohlstandes, vertreibt negative Kräfte, repräsentiert Blut und Lebensenergie, doch auch Herz und Gefühl – ein Symbol für ein langes und glückliches Leben.
Gebrauchsanweisung
Damit der Zauber für ein 2016 voller Glück garantiert wirkt, sollte es sich um ein Geschenk handeln und Slip sowie Boxer sind am 1. Januar zu entsorgen. Ob die einmalige Verwendung nur ein Verkaufstrick ist oder darin die Magie liegt? Wer weiss …
Gewusst wo
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Ein besonders Vergnügen für kleine und grosse Zahlenfreaks, Tierliebhaber und Pflanzenkennerinnen – die «Fontana di Trevi» in Rom präsentiert sich auch als Suchbild.
3 Baujahre waren nur allein für die Brunnenfassade nötig
4 verschiedene Steine wurden für den Bau verwendet – Travertin, Brekzien (Sedimentgesteine aus Kalksteintrümmern), Carrara Marmor und grauer Marmor
5 Päpste waren während der Umsetzung des Trevibrunnens im Amt – Urbano VII Barberini (1623-1644), Benedetto XIII Orsini (1724-1739), Clemente XII Corsini (1730-1740), Benedetto XIV Lambertini (1740-1758), Clemente XIII Rezzonico (1758-1769)
6 Meter misst die Skulptur des Ozeans (Oceano) – Gott der Weltmeere
6 verschiedene Tiere werden auf den Klippen dargestellt – Eidechse, Smaragdeidechse, Schnecke, Schlange, Adler, Pferd
8 Jahre dauerte die Konstruktion der Klippenlandschaft
17 Monate dauerte die Restaurierung der Brunnenanlage (05.06.2014 bis 03.11.2015)
19 km beträgt die Länge des Aquädukts (Aquedotto Vergine) zur Wasserspeisung des Brunnens
21 Pflanzenarten werden auf der Felslandschaft dargestellt – Akanthus, Aronstab, Baumerdbeere, Schilf, Wasserpflanzen, Weinblätter, Kapern, Distel, Artischocke, Kohl, Kürbis, Efeu, Lorbeer, Echte-Gundelrebe, Spitzwegerich, Immergrün, Taxus, Feige, Ciambrusco (Weintraube), Eiche und Fetthenne
24 Fenster öffnen sich auf der Brunnenfassade (rechts befindet sich auch ein gemaltes Fenster)
30 Jahre waren notwendig, um den Brunnen zu bauen (1732-1762)
32 Meter misst die Brunnenkonstruktion an der Spitze des Wappens von Papst Clemens XII
33 Zentimeter hoch sind die Bleibuchstaben der Inschrift «Clemente XII» in der Mitte der Dachterasse
49 Meter misst die Brunnenfassade in der Breite
56 Zentimeter hoch ist die vergoldete Kupferinschrift «Benedetto XIV» auf dem Sims
150 Liter pro Sekunde werden gepumpt, um die Düsen des Springbrunnens zu versorgen
157 Metalldübel stützen die Skulpturen
175 Steinblöcke wurden für die Skulpturen verarbeitet
2’200 Liter umfasst die Wassermenge an der Quelle des Aquädukts Vergine
177’000 «Scudi», die damals gültige Währung, kostete die Errichtung des Brunnens
300’000 Liter Wasser fasst das Brunnenbecken
1 Mio. Euro werden etwa jährlich aus dem Brunnen gefischt und sind «exklusives Eigentum» der Gemeinde, welche das Geld derzeit der Caritas zur Verfügung stellt
2,18 Mio. Euro kostete die am 03.11.2015 abgeschlossene Renovierung des Brunnens
Das Prunkstück aus dem Barock gehört sicherlich zum Must einer jeden Romreise. Seit der Wiedereröffnung am 3. November 2015 erstrahlt die «Fontana di Trevi» im hellen Glanz. Die Restaurierungsarbeiten verschlangen beachtliche € 2,18 Mio. Das Modehaus Fendi mit ihrem «Fendi for Fountains Projekt», welches sich der Erhaltung und Wertschätzung verschiedener historischer Brunnen in der Ewigen Stadt widmet, nahm sich der Finanzierung an. Der Trevibrunnen verfügt nun unter anderem über eine effektvolle Beleuchtung, eine Videoüberwachung und ein System zur Vogelabschreckung.
Obwohl die «Fontana» vorwiegend von Romtouristen belagert wird, spielt sie im Leben der Einheimischen eine bedeutende Rolle. So warf der inzwischen verstorbene Lieblingsschauspieler der Römer – Alberto Sordi – im Februar 2002 bei der Einführung des Euros seine letzten Lira-Münzen in den Brunnen. Beim Sieg 1982 der Fussball WM und 1983 als der Stadt-Fussballverein AS Roma die Meisterschaft gewann, tolerierte die Polizei ausnahmsweise das Freudenbad der «Romani» in den Fluten der «Fontana di Trevi». Unvergesslich bleibt älteren Semestern und Cineasten die Szene aus Fellinis Film «La Dolce Vita», in der Anita Ekberg im Abendkleid in den Brunnen stieg. In der Regel drohen hohe Geldstrafen und aus diesem Grund wird von einem kühlenden Bad oder Ekberg-Nachahmungen dringend abgeraten – egal in welchem Brunnen von Rom.
Um die «Fontana» in vollen Zügen zu geniessen und den Massen auszuweichen empfiehlt sich ein Besuch in aller Herrgottsfrüh (06:00 / 07:00) oder morgens gegen 02:00. Im Sommer leert sich der Platz vor dem Brunnen mitunter auch etwas später.