König Vittorio Emanuele III setzte an einem sonnigen Februartag im Jahr 1920 den ersten Stein der «Borgata Giardino Concordia» (Gartenvorstadtviertel Concordia). So wurde das Viertel Garbatella ursprünglich genannt – verschiedene Parzellen mit etwa 40 zweistöckigen «Villette» (Familienhäuser), 190 Unterkünfte in Häuserblöcken.
Garbatella – Garden Cities
Inspiriert von den englischen Garden Cities und den sozialistisch-utopistischen Ideen von Owen entstand in unmittelbarer Nähe des damaligen Industriegebietes im Südwesten der Stadt, zwischen Testaccio und Ostiense mit seiner Stromzentrale und Generalmärkten, dieses Wohnviertel für Arbeiter und Angestellte. Vorangegangen war 1871 die Einheit Italiens und die Verlegung der Hauptstadt nach Rom. Die Neuzuzüge benötigten dringend Wohnungen. Weinberge, Olivenhaine, Artischockenfelder und Schafweiden mussten dafür weichen. Das ursprüngliche Projekt der Architekten Giovannoni und Piacentini orientierte sich an den in Grossbritannien entwickelten Garden Cities, welche durch einen bewohnten Kern, abseits des Zentrums, charakterisiert waren. Ein- und max. dreistöckige Mehrfamilienhäuschen, jedes mit seinem privaten Gemüsegarten und gemeinnützigem Grün, ähnlich, doch jedes in den Details unterschiedlich, so präsentierte sich Garbatella einst.
Garbatella und sein «Case Rapide»
In der faschistischen Zeit erfuhr die städtische Entwicklung auch in Garbatella eine brüske Änderung und es wurde aufgrund von dringendem Wohnungsbedarf eine Bauweise mit einer höheren Wohndichte und folglich überfüllten Wohnungen gefördert. Zwischen 1923 und 1928 wird der autonome Vorort zum Viertel. Es kam zum Bau der sog. «Case Rapide» (schnelle Häuser). In ihnen fanden Familien Unterschlupf, die ihre Wohnungen durch die von Mussolini in die Wege geleitete Modernisierung verloren. Durch den Bau der zum Kolosseum führenden Via die Fori Imperiali und zum Petersdom führenden Via della Conciliazione wurden ganze Häuserzeilen dem Erdboden gleich gemacht. Die Umquartierung für die betroffenen Bewohner bedeutet damals so viel, wie die Stadt zu verlassen und ins Grüne sprich in die Peripherie ziehen zu müssen.
Garbatella und seine «Alberghi Collettivi»
In den Jahren 1928/29 wird vom Architekten Innocenzo Sabbatini mit einer anderen Art von Wohnhäusern, jene der sog. «Alberghi Collettivi» (kollektive Vorstadtherbergen) um die Piazza Michele da Carbonara experimentiert. In ihnen sollten die aus dem Altstadtzentrum ausquartierten Familien für eine bestimmte Zeit wohnen. Der private Bereich bestand aus den nach Geschlecht getrennten Schlafsälen im gegensatz zu den allgemeinen Bereichen (Sanitäranlagen, Bäder, Küchen, Speisesäle, Kindergärten, Schulen, Ambulatorien usw.). 1931-1933 folgten die Schule, das sechsstöckige Theater Palladium sowie ein polifunktionales Gebäude. Für das Wohnbauprojekt zeigte sogar Mahatma Gandhi Interesse und besuchte 1931den Kindergarten der Vorstadtherrbergen.
Garbatella heute?
Lange Zeit begleitete Garbatella der Ruf einer etwas anrüchigen Gegend. Ab den 90er Jahren ist es zu einem attraktiven Wohnviertel mit seinem speziellen architektonischen Mix auch für höhere soziale Schichten geworden. Wohnungen bzw. eine Villetta in Garbatella galten von da an als begehrenswert, trendig, sehr zentral, gleichzeitig abseits vom Trubel und doch im Grünen – als Herz der Romanità, nebst den mitunter sehr touristisch gewordenen Trastevere.
Alle Wege führen nach Garbatella
Die Metrolinie B Rebibbia-Laurentina zum Beispiel ab dem Bahnhof Termini Richtung Laurentina bringt Sie zur Haltestelle Garbatella. Von dort erkunden Sie ausschliesslich zu Fuss oder per Vespa wie Nanni Moretti in seinem Film Caro Diario (Liebes Tagebuch) die Gegend.
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Was so ein bisschen Schnee bewirken kann, denkt jeder gestandene und Schnee erfahrene Mitteleuropäer? Und die italienischen Journalisten? Sie schreiben am day after in durchschnittlich 5 Zeitungsseiten über apokalyptische Verhältnisse oder auch eher poetisch über die Operette Schnee in Rom.
Tatsächlich gab es in Rom bereits am Sonntag für die Nacht Schneealarm und zahllose Einheimische warteten wie zu Silvester auf den Jahreswechsel zuerst um 01:00, um 2:00 und schliesslich um 3:00 Uhr auf die ersten Flocken. So mancher stellte extra den Wecker, um keinesfalls das Spektakel zu verpassen. Schliesslich sollten es die ersten Flocken seit 2012 sein. Anlässlich dieses grossen Schneealarms und der Verfügung der Bürgermeisterin die Schulen am Montag zu sperren, witzelten die Römer schon darüber, dass dieses Mal, um bei falscher Meteo-Prognose einer evtl. Blamage zu entgehen, in der Stadtverwaltung wohl Schneekanonen aufgestellt würden. Und dann fiel wesentlich mehr Schnee als prognostiziert. Und es wurde ein anderer Tag in Rom. Nicht nur Kinder und römische Vierbeiner erfreuten sich der weissen Pracht und rutschten an den sieben Hügeln im Schnee auch die Erwachsenen pilgerten zu den verschneiten Monumenten zwecks Selfie. Die Einheimischen wurden trotz Aufforderung der Gemeinde zu Hause zu bleiben (!) die begeistertsten Touristen in der eigenen Stadt. Polemik gibt es natürlich auch jede Menge z.B.:
– über die Bürgermeisterin Virgina Raggi, die für 2 Tage die Schulen sperren liess, während sie auf einem Klimagipfel in Mexico zur selben Zeit im sommerlichen Look auf einer Fahrradtour fotografiert wurde;
– die führungslose Gemeinde, die Hilfe vom Zivilschutz und Heer anforderte;
– das Chaos, in den vielfach unbefahrbaren Strassen, das zumindest bis in den Nachmittag anhielt;
– über die wie vom Erdboden verschluckten Taxi und öffentlichen Busse;
– Ausgaben von über einer Million Euro für das Last Minute Leihen von 190 Schneepflügen,
– Bobcat, Salzstreumaschinen & Co., die für die Stadt jedoch leider Grossteils unbrauchbar waren;
– die Schnellzüge von und nach Rom mit Verspätungen von bis zu 7 Stunden und Passagieren ohne Informationen usw.
Doch was neben der Polemik und einer Unzahl von Fotos, die das Web überschwemmen bleibt, ist ein wunderbarer Tag, an dem gegen Mittag die Sonne den Schnee zum Leuchten brachte und ein anderes, faszinierendes Rom herbeizauberte. Glücklich schätzen dürfen sich jene Touristen, welche diese Wetterkapriolen miterlebten und mit Aufsehen erregenden Fotosujets und/oder ungewöhnlichen Videos von Rom nachhause fahren.
Wissen Sie, wie viele Tassen Caffè täglich in italienischen Bars konsumiert werden? Tatsächlich ist das Espressotrinken in der Bar an der Theke trotz praktischer Kapseln (Cialde) für die Espressomaschine zuhause in Italien noch immer ein Kult und dabei geht es um wesentlich mehr als nur um Caffè… Und wohl gemerkt: Caffè ist gleich Espresso. Nur bei Touristen wird mitunter vorsichtig nachgefragt.
Kaum zu glauben
Finnen trinken nach den neuesten Statistiken eindeutig mehr Kaffee als Italiener. Sie konsumieren jährlich 12 kg Kaffee pro Person und liegen damit weltweit vor Norwegen mit 9,6 kg und Dänemark mit 8,9 kg pro Kopf an der Spitze. Italien steht mit nur 5,77 kg pro Person im Mittelfeld. Doch der Brauch des Cappuccino oder Caffè an der Theke (al Banco) in der Bar ist hier ein absoluter Kult und bleibt eine hauptsächlich in Italien und anderen südlichen Ländern praktizierte Kaffee-Philosophie. Der Coffe-to-go hat bisweilen keine Chance in Rom!
Caffè und seine bemerkenswerte Vielfalt
So wird täglich in italienischen Bars die unglaubliche Zahl von 80 Millionen Caffè getrunken, ohne dabei die vielen morgendlichen Cappuccini zu berücksichtigen, die der Barista nach den Vorlieben der Kunden zubereitet. Es muss auch nicht ausschliesslich Caffè sein, der in der Lieblingsbar geordert wird: Caffè Classico, Caffè Ristretto, Caffè Schiumato, Caffè Macchiato Caldo, Caffè Macchiato Freddo, Caffè Corretto, Latte Macchiato, Marocchino, Caffè Nocciolato um nur eine kleine Auswahl zu nennen, brauen die Barista gekonnt zu jeder Tageszeit. Zudem spielt die richtige Tasse für die Kaffee verwöhnten Italienerinnen und Italiener eine wesentliche Rolle – wie Bruno Bozzetto auf ironische Weise in seinem Trickfilm wunderbar darlegt.
Gepflogenheiten, die es einzuhalten gilt – like a local
Der italienische Alltag sieht während des Tages mehrere kurze, willkommene Caffè-Pausen in der Bar vor. Es wird eine liebgewordene Gewohnheit zelebriert, ein kleines Vergnügen, das zumeist mit anderen geteilt wird. So trinken Italiener Caffè mit Kollegen zum Meinungsaustausch, bevor der Stadtverkehr oder ein Geschäftstermin in Angriff genommen wird. Nach Abschluss und zur Besiegelung des Besprochenen mit der Geschäftspartnerin, dem Anwalt, der Steuerberaterin oder dem Notar, mit Freunden zum Tratschen, die Fussballergebnisse des Vortages zu kommentieren und in vielen anderen Augenblicken des täglichen Lebens nimmt der Kaffee einen festen Platz ein. Ohne Caffè geht nichts! Dazu gehört, dass eine Person zum Caffè einlädt und der andere zuerst heftig protestiert, da er selbst einladen wollte und sich dann mit dem Versprechen begnügt, sich bei der nächsten Gelegenheit mit einer Gegeneinladung zu revanchieren. Bei diesem Ritus handelt es sich lediglich um fünf Minuten oder weniger, einem kurzen Augenblick, in dem der brennend heisse Caffè, oft in einem Schluck, getrunken wird. Ein heiliger Moment. Nicht um sonst zelebrieren einige Werbespots verschiedenster Kaffeemarken den Kaffeegenuss im Paradies auf Wolke 7.
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PS: Denken Sie daran, Einheimische bestellen nach dem Essen keinen Cappuccino sondern einen Caffè.
Wenn sich Rom aufzuheizen beginnt, dann verlassen die Einheimischen, wann immer sie nur können, ihre Stadt Richtung Meer. Gerne überlassen sie die Metropole den der Hitze trotzenden Touristen. Für Locals spielt das Strandleben vor den Toren Roms eine grosse Rolle. Und nicht nur in den heissesten Monaten des Jahres. Die wichtigste Glaubensfrage dreht sich dabei nur um die Wahl des Ortes – Fregene versus Ostia. Im Gegensatz zum volksnahen Ostia galt Fregene immer als exklusiver Badeort und zog die mondänen Besucher, so manchen Vip und die römische Schickeria an. Der etwa 25 km westlich von Rom gelegenen Küstenort Fregene, seinerzeit geliebt vom Schriftsteller Alberto Moravia und dem Kult-Regisseur Federico Fellini, gewann in den letzten Jahren wieder an Glanz und liegt derzeit voll im Trend.
Fregenes Geschichte
Bis 1992 war Fregene Teil von Rom. Heute gehört es zur Gemeinde von Fiumicino, dem Hafenort, der hauptsächlich durch den internationalen Flughafen geläufig ist. Bekannt bereits in der Zeit der Etrusker als Hafen und Saline, versklavt im römischen Reich, liess 1666 Papst Clemens IX den heute monumentalen Pinienwald zum Schutz der bewirtschafteten Felder vor den Meereswinden anlegen. Daraufhin war Fregene lange in Vergessenheit geraten. Um 1928 siedelten sich nach der Trockenlegung der Sumpflandschaft Fischer an. Übrig blieb das heute noch charakteristische «Villaggio dei Pescatori» – das Fischerdorf, welches jedoch mittlerweile nur mehr aus alten, am Strand liegenden Häusern besteht, welche zum Teil zu Villen umgebaut wurden. Ein zweiter Teil des Ortes erstreckt sich etwas abseits vom Meeresufer am Rande des Pinienwaldes.
Fregenes Wandel
Das ehemalige Fischerdorf dient seit einigen Jahren wieder als Zufluchtsort aus dem städtischen Chaos für die nach Entspannung lechzenden, geplagten RömerInnen – sei es für ein paar Stunden, sei es für die Sommersaison. Die Badeanstalten füllen sich, historische Villen werden renoviert und es kehrte seit geraumer Zeit wieder Leben ein. Nach der Mode der Strand-Diskotheken in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, später Ziel der Beach-VolleyballerInnen begannen die römischen Trendsetter vom Frühjahr bis in den Herbst hinein bei Sonnenuntergang für den Aperitif mit musikalischem Hintergrund an die Beach Bars am Strand von Fregene zu pilgern. Das Angebot reicht vom kühlen Bier in der simplen Strandbar mit Plastikstühlen bis zum inszenierten Sunset-Aperitif-Ritus. So wird in einem der Clubs die untergehende Sonne durch einen tibetanischen Gong verabschiedet. Währenddessen chillen die schönen jungen RömerInnen auf weissen Tüchern mit grossen Kissen im Sand zwischen indonesischen Tischchen bei Lounge Musik. Mitunter treten auch Zirkuskünstler im angesagten Salotto unter dem Sternenhimmel zur Zerstreuung der Gäste auf – alles sehr cool, naturalmente!
Zuletzt gewinnt der Badeort auch als Mekka für Gourmets mehr und mehr an Bedeutung. An den Wochenenden gilt dies fast das gesamte Jahr über. Auch Initiativen wie «Chef on the Sand – Showcooking» bekannter italienischer Chefköche zeugen von diesem szenentypischen Wandel und machen Fregene selbst im Winter attraktiv.
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