Der unsichtbare Tiber und sein Ufer

Unsichtbarer Tiber – Ponte Sisto

In der Antike als Gott verehrt, später wegen seiner plötzlichen Hochwasser gefürchtet, für wirtschaftliche Zwecke genutzt und schliesslich nach dem Bau der 10 m hohen Schutzmauern Ende des 18. Jh., Anfang des 19. Jh. verschwindet der Tiber aus dem Blickfeld und damit auch aus dem Alltagsleben der Römer/-innen.
Seit 2005 trägt die Idee der Piazza Tevere (Platz am Tiber) zur Aufwertung des Tibers und seiner Kais bei. Die Non-Profit Organisation «Tevereterno» (Ewiger Tiber) setzt auf die Wiederentdeckung und die Aufwertung der Rolle des Flusses durch die Installation von Gegenwartskunst und Initiativen, welche die Tiberufer in das Leben der Einheimischen integriert.

Temporäre Gestaltung 2020
In diesem Jahr wurde in den Monaten September/Oktober an der Piazza Tevere, an den Kais im Bereich zwischen den Brücken Ponte Sisto und Ponte Mazzini eine temporäre landschaftlich-ökologische Gestaltung vorgenommen. Sie bot einen Raum, in dem urbane Realität und Natur, Wasser und Kunst, Vergangenheit und Gegenwart nebeneinander Platz fanden. Der Non-Profit Organisation liegt es am Herzen, den Fluss nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und dem Verfall der Kais entgegenzuwirken.

Das Projekt
Entlang der beiden Uferabschnitte verlegte man 4’600 m2 Roll-Rasen. 40 Silberpappeln in Töpfen halfen, die schattigen Flächen zu vergrössern. 40 Liegestühle, 120 Sessel und 30 Tische bereicherten das temporäre Ambiente. Auf das Laub der Platanen des Lungetevere (Strasse entlang des Tibers) wurden Scheinwerfer gerichtet, um das Projekt in Szene zu setzen.

Unsichtbarer Tiber – Sessel für das Uferambiente

Zukunft
Damit diese vorübergehende Installation nicht von «flüchtiger» Natur bleibt, entschloss man sich, die Materialien inklusive dem Bodensubstrat, dem Bewässerungssystem, dem Rasen und der Bäume im Rahmen eines Sanierungsprojektes nach Riva Ostiense zu verlegen.
Wünschenswert wäre es jedoch, die Piazza Tevere oder auch andere Stellen an den Tiberkais längerfristig zu beleben und dies über einen Zeitraum von mehr als knapp zwei Monaten.
Ein erster Schritt ist getan und wir sind neugierig, wie es weitergeht.


Hutmacherei – ein bedrohtes Handwerk

Antica Manifattura Cappelli – Holzformen so weit das Auge reicht

Die Geschichte der letzten Hutwerkstatt Roms begann 1936 mit der Familie Cirri, Hutmacher aus der Toskana und setzte sich dank der Leidenschaft und Hartnäckigkeit von Patrizia Fabri fort. Im Jahr 2003 übernahm sie den alten Handwerksbetrieb und benannte ihn in «Antica Manifattura Cappelli» (Alte Hutmanufaktur) um. Ihr Ziel war und ist es, dieses Handwerk am Leben zu erhalten. Hut wird heute selten getragen und die augenblickliche Corona bedingte Krise geht auch an diesem Sektor nicht spurlos vorüber.

In der Werkstatt bestehen Tradition und Innovation nebeneinander. Die Tradition bezieht sich auf händische Herstellung historischer und moderner Kreationen, die in originalen Holzformen, auf welche die Hüte manuell gebügelt werden, die Werkzeuge und den alten Ofen, in dem die Modelle geformt werden.

Antica Manifattura Cappelli – der perfekte Zylinder

Innovativ und phantasievoll sind die Haute-Couture-Kopfbedeckungen. Sie sind als ein zeitgemässes und modisches Accessoire zu verstehen. So etwa die eleganten Strohhüte oder die leichten, zusammenrollbaren Hüte in einer breiten Farbpalette. Stücke, die in unsere Zeit passen, modern sowie elegant und viele Jahre überdauernd.

Antica Manifattura Cappelli – der moderne Hut für die Frau

Wie Patrizia Fabri zum Brand wurde
Die raffinierte Designerin und Modehistorikerin hatte schon immer eine Idee im Kopf: den Hut. Sie ist überzeugt, dass er ein unverzichtbares Accessoire ist, um den Charme und die Eleganz einer Frau zu unterstreichen. Das «Einzelstück», die Stärke des Ateliers, wird zu einem unverwechselbaren Zeichen für diejenigen, die eine stilvolle und zeitlose Kopfbedeckung wie den Zylinder und den Panama wünschen.
Zu Patrizias berühmten Kundinnen zählen Lady Gaga, die einen Hut für ihre Konzerte anfertigen liess und Madonna. Sie wiederum trug bei einer Grammy Awards Verleihung ein von der römischen Manufaktur handgefertigtes Prachtexemplar.

Hüte für die bekanntesten Modeschöpfer
Die Hutmacherin arbeitet mit den grössten internationalen Designern zusammen und kreiert Hüte für Modeschauen von Valentino, Gattinoni, Armani, Rocco Barocco, Elie Saab. Für Roberto Capucci produzierte sie 10 Modelle, die China gewidmet und von China inspiriert sind. Sie werden in einer internationalen Wanderausstellung gezeigt.

Hüte im Theater
Ein wichtiges Betätigungsfeld stellt für sie das Theater dar. Hüte wurden bereits für die unterschiedlichsten Theateraufführungen in Italien am Teatro dell’Opera in Rom, Teatro San Carlo in Neapel und am Teatro Massimo in Palermo, aber auch am Theater in Berlin oder der Oper in Montecarlo angefertigt.

Werkstatt und ihre Geschäfte
Patrizia Fabri entwirft facettenreiche Hüte für Damenkollektionen in limitierter Auflage, in denen eine starke zeitlose Persönlichkeit zum Ausdruck kommt. Ihre Modelle werden in ihren zwei Geschäften in Rom verkauft. Auch zahlreiche Boutiquen auf der ganzen Welt führen ihre Hüte.

✪ LOCALIKE Tipp
Ein besonderes Erlebnis stellt eine etwa einstündige Führung in der Werkstatt dar, bei der neben Erklärung zu den unterschiedlichen Materialien und der Werkzeuge des Hutmachers vor Ihren Augen ein Hut entsteht. Der Besuch bietet auch Gelegenheit, alle möglichen Hüte zu probieren und vielleicht sogar ein Modell zu erstehen. Gerne organisieren wir für Sie diese Führung und übernehmen die Übersetzung.


Das Leben auf den Dächern Roms

Dachleben – Quarantine Mood – Kurzfilm

Während der über 2 Monate dauernden strengen Quarantäne, mitten im ausbrechenden Frühling eingesperrt in ihre Wohnungen, vermissten die Einheimischen neben den sorglosen Essen mit Freunden in der Trattoria, dem morgendlichen Frühstücks-Caffè in der Bar vor allem die Freiheit, die Piazza und die engverwinkelten Strassen zu «bewohnen».

Die etwas andere Renaissance
Neben der über alle Medien verbreiteten, oft herzzerreissenden, Balkongesängen machte sich ein weiteres Phänomen in dieser Zeit bemerkbar: die Flucht auf die Terrassen. Nein nicht, die wunderschönen, gestylten privaten grünen Oasen, sondern jene bis dahin unbeachteten gemeinschaftlichen Terrassen auf den Palazzi von Trastevere bis in die wenig attraktiven Aussenviertel, wurden zu heiss begehrten Ausläufen.
Bis dahin dominierten oft Antennenwälder und unzählige «Parabol-Schüsseln» die gemeinschaftlichen Dachterrassen, die bestenfalls durch Wäscheständer belebt wurden. Nun dienten sie auf einmal den verwehrten, unkontrollierbaren kilometerlangen Spaziergängen oder dem Jogging im Kreis. Wiederentdeckt – für Parcours kleiner Fahrradfahrer, Tanzpisten oder als Grillstellen umfunktioniert. Ohne den sonst tosenden Alltagslärm kehrte mitten im Stadtzentrum plötzlich Stille ein und das Vogelgezwitscher beherrschte neu die Geräuschkulisse.

Dachleben – Aufwertungsprojekte

 

Dachleben – Spielwiese

Erste zögerliche Umgestaltungsversuche – die neue Spielwiese © Marco Di Battista

 

Das Leben auf den Terrassen
Alessandro Marinelli fing die Stimmung der ersten Tage der Quarantäne ein, als sich die Bewohner eines multiethnischen Viertels dem schwierigen Zustand der Isolation anzupassen begannen. Es entstand zusammen mit Simona Messina ihr 5-minütiger Kurzfilm «Quarantine mood». Die Dokumentation zeigt das neue Leben der Nachbarn von ihrer Wohnung aus gesehen, mit einem Panorama, das Dutzende von Dächer, Reihen und Reihen von Balkonen und Hunderte von Fenster umfasst.
«Quarantine mood» schaffte es bei 1’200 eingesandten Kurzfilmen aus 70 Ländern unter die 36 Finalisten des «Berliner Corona Kurzfilmfestivals». Ihr berührendes Porträt des Viertels Pignattaro erhielt schliesslich den Publikums-Preis.

Was bringt die Zukunft
Inspiriert durch die Nutzung in den Zeiten der Quarantäne gibt es neue Initiativen die gemeinschaftlichen Terrassen zu begrünen und zu beleben. Wir sind gespannt, ob sich die Renaissance der Aufwertung und Belebung der Dachterrassen langfristig durchsetzt.

✪ LOCALIKE Tipp
Dachterrassen, versteckte Oasen in den unterschiedlichsten Vierteln – Highlights, die wir Ihnen gerne verraten? Roma SELECTION «Rooftop» macht es möglich. Zögern Sie nicht uns zu kontaktieren, sollten Sie ein persönliches Gespräch wünschen.


Biblioteca Angelica – ein verborgener Schatz im Zentrum von Rom

Biblioteca Angelica – der öffentliche Lesesaal

Ein unscheinbarer Eingang neben der bei der Piazza Navona liegenden Kirche Sant’Agostino führt in dieses unglaubliche Reich an kostbaren, antiken Büchern.

Name und Entstehung
Der Name der Bibliothek leitet sich von dessen Gründer Angelo Rocca ab, der 1614 unter Papst Sixtus V als Titularbischof und Leiter der Vatikanischen Druckerei, seine private Büchersammlung von 20’000 Werken den Augustinermönchen schenkte. Die Besonderheit lag darin, dass Angelo Rocco sie der Öffentlichkeit zur Verfügung stellte – ein absolutes Novum für die damalige Zeit. Es war somit die erste für die Bevölkerung zugängliche Bibliothek in Europa. Auch heute noch ist die Bibliothek öffentlich zugänglich.

Sammelschwerpunkt
Die ältesten Schriften gehen auf die damals betreibenden Augustiner zurück. Sie sammelten zahlreiche Bücher zur Reformation und Gegenreformation.
Heute umfasst die Sammlung ca. 200’000 Werke in verschiedenen Sprachen, davon gehören mehr als 100’000 zum Altbestand. Besonderen Wert verzeichnen die Sammlung alter Handschriften und 1’112 Inkunablen. Unter 2’664 Handschriften befinden sich elf arabische Codices. Einen weiteren Schatz stellen die 18’000 Drucke aus dem 16. Jh. dar. Zahlreich sind die Schriften aus dem 17. und 18. Jh. über Rom und Reiseliteratur aus dem 16./17. Jh.
Seit der Eroberung Roms durch die Truppen des Königsreiches Italiens untersteht die Bibliothek dem italienischen Staat und wird vom Kulturministerium kontrolliert.

Biblioteca Angelica – Bücher, soweit das Auge reicht

Biblioteca Angelica – eines der unzähligen Werke


Raffaels Wandteppiche

Wandteppich von Raffael – Der wunderbare Fischzug Kartonvorlage

Raffaels Wandteppiche, die er im Auftrag von Papst Leo X. entwarf, kehren vom 17. bis 23. Februar 2020 in die Sixtinische Kapelle zurück. Auf diese Weise begehen die Vatikanischen Museen den 500. Todestag des Künstlers. Das letzte Mal wurde der Zyklus der zehn Wandteppiche mit den Ausmassen von je 5 x 4 m an dem Ort, für den sie gewebt wurden, 1983 ausgestellt. Derzeit arbeiten Techniker an einem ausgeklügelten Beleuchtungssystem, um für die Besucher der Sixtinischen Kapelle diese Geschichten aus Wolle, Seide und Goldfäden ins beste Licht zu rücken.

Geschichte der Wandteppiche
Raffael zeichnete das Leben der Heiligen Petrus und Paulus als Vorlage für die Wandteppiche auf Karton, was alles andere als einfach war. Um einen Wandteppich im Positiv zu erhalten, werden die Bilder gespiegelt. Die auf Karton angebrachten Zeichnungen schickte man an einen der besten Wandteppichhersteller jener Zeit – Pieter van Aelst in Brüssel.

Wandteppich von Raffael – Der wunderbare Fischzug als Teppich

Heute sind sie aus Gründen der Konservierung nicht mehr in der Sixtinischen Kapelle ausgestellt. Die Wandteppiche werden in der Vatikanischen Kunstgalerie aufbewahrt und in Rotationen freigelegt, um sie vor zu starken Beschädigungen zu bewahren.
Für die Pflege dieser Meisterwerke, an denen schon viele geschickte Hände beteiligt waren, ist das Laboratorium der Wandteppiche und Stoffe der Vatikanischen Museen zuständig. Es besteht aus fünf professionellen Restauratoren und drei hochspezialisierten Nonnen mit unendlicher Geduld. So kostbare und grosse Wandteppiche zu restaurieren, erfordert jahrelange mühsame tägliche Arbeit und ungewöhnliches Können.

 


Papst Franziskus – sein liebstes Gemälde

Caravaggio – sein Gemälde mit dem Titel «Die Berufung des heiligen Matthäus»

“ (….) als ich nach Rom kam, habe ich in der Via della Scrofa gelebt. Von dort aus besuchte ich oft die Kirche San Luigi dei Francesi und habe das Gemälde «Die Berufung des heiligen Matthäus» von Caravaggio betrachtet.”

Dieses Lieblingswerk von Papsr Franziskus hat eine tiefe und bewegende Bedeutung.

Die Geschichte des heiligen Matthäus ist bekannt: Als Zöllner in der antiken Hafenstadt Kafarnaum wurde er von den Juden verachtet, da er im Dienst der römischen Besatzungsmacht die Steuern eintrieb. Es wird gesagt, dass Jesus, der neben Matthäus wandelte, ihm nur «folge mir» zurief, und der zukünftige Apostel stand auf und folgte ihm. Die Geschichte symbolisiert die Erlösung von der Sünde der Gier. Matthäus wurde ein Apostel und Evangelist – ihm verdanken wir das Matthäus-Evangelium.

Papst Franziskus kommentiert das Bild wie folgt:
“ (…) in der Malerei bewundere ich Caravaggio: Seine Leinwände sprechen zu mir. Es ist Matthäus› Geste, die mich trifft: Er schnappt sich sein Geld, als ob er sagen würde: Nein, nicht ich! Nein, das Geld gehört mir!
Seht, das bin ich: ein Sünder, dem der Herr die Augen zugewandt hat.”

Nicht alle Rombesucher wissen, dass einige der berühmtesten Werke von Caravaggio aber auch jene von Michelangelo in der Ewigen Stadt kostenlos zu besichtigen sind.

San Luigi dei Francesi (Nationalkirche der Franzosen) – Frontansicht

LOCALIKE Tipp
✪ Besuchen Sie neben der Kirche San Luigi dei Francesi auch die in unmittelbarer Nähe liegende Kirche Sant’Agostino, in der es ein weiteres Werk von Caravaggio zu bestaunen gibt.


Street Art – das Càpita(l) von Blu

Street Art – oberer Bildausschnitt aus dem neusten Werk von Blu

Rom wird immer öfter als die europäische Hauptstadt (Capitale) der Street Art bezeichnet. Es ähnelt einem grossen Museum unter freiem Himmel. Kostbarkeiten der antiken Kunst und Meisterwerke der unterschiedlichen Epochen sich inzwischen mit mehr als 350 Werke von nationalen und internationalen Street Artists durchmischt. Häufig erfolgt die Realisierung auf legalem Weg mit der Unterstützung von Vereinen, Kuratoren, Stiftungen oder der öffentlichen Verwaltung. Die Street Art erstreckt sich weniger auf das Stadtzentrum. Vielmehr ist sie in der Peripherie zu finden und sorgt für eine urbane, ästhetische und in einzelnen Fällen sogar soziale Aufwertung der Quartiere.

Der Künstler
Blu, wie sich der international bekannte, in Bologna lebende Street Artist nennt, der seine Identität nicht enthüllt, hat einige der bedeutendsten und interessantesten Werke in Rom geschaffen. Bei einem seiner letzten grossen Wandbilder, fertiggestellt im Dezember 2018, handelt es sich um «Càpita» im Stadtteil Rebibbia, mit dem er die heutige Gesellschaft kritisiert.

Càpita – sein neustes Werk
Das Wandbild zeigt eine imaginäre Attraktion in Form bunter Wasserrutschen, die in zwei verschiedene Becken führen. In einem ist das Wasser faulig und sammelt die Schwächeren der Gesellschaft und deren Abschaum auf. Im anderen Becken ist das Wasser kristallklar und repräsentiert die starken Kräfte. Dort wo das gelbe «L» von «Càpital» in die Grüne Wiese gefallen ist, flattern Geldscheine und fliesst Champagner. Die Reichen und Mächten mit dicken Bäuchen, goldigen Uhr und Ketten im aufblasbaren Sessel sitzend, werden von Lakaien bedient. Der Vergnügungspark nimmt das organische Erscheinungsbild eines menschlichen Dickdarms an, der Freude und Glanz, Elend und Scham, aber auch Dienstbarkeit und Unterwerfung vermittelt.

Street Art – unterer Bildausschnitt aus dem neusten Werk von Blu

Street Art – die Reichen und ihre Lakaien Detail

Seine Message
Blu führt uns unser verletztes soziales und kulturelle Gefüge vor Augen, das hierarchisch strukturiert ist. Das bereits ausgeprägte Niveaus der sozialen Ungleichheit und Ungerechtigkeit wird seiner Meinung nach durch Konsum, Verschwendung, Privilegien, Materialismus, Gewalt, Prunk und Inkompetenz nur noch verschärft. Die Gesellschaft wird vom verzweifelten Kapitalismus mit ihrer korrupten politischen Klasse getrieben, die unumkehrbar erscheint.

Street Art – das gesamte Wandbild von Blu


Biblioteca Herziana – alt & neu

Palazzo Zuccari – uns seine berühmte Pforte

Das 1912 von Henriette Hertz gegründete Forschungsinstitut für italienische Kunstgeschichte gehört zu den renommiertesten in ganz Italien. Sie stiftete sowohl den Palazzo Zuccari als auch die gesamten Bücher der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, deutsche Institution zur Förderung der Wissenschaft, die seit 1948 in der Stiftung Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft zusammengeschlossen ist. Zum Gebäudekomplex des trapezförmigen Grundstücks zwischen der Via Sistina und der Via Gregoriana gehören der Palazzo Zuccari mit seinem Bibliotheksgebäude und der Palazzo Stroganoff mit Sitz der Fotothek.

 

Die Büchersammlung
Die Bibliothek des Institutes zählt zu den weltweit ältesten und vollständigsten wissenschaftlich-systematischen Büchersammlungen zur Kunst und Kulturgeschichte Italiens. Sie umfasst ca. 360’000 Werke, darunter knapp 1’000 laufende Zeitschriften. Der jährliche Zuwachs beträgt etwa 6’500 Titel. Schon die Büchersammlung von Henriette Hertz enthielt eine Vielzahl seltener Druckerzeugnisse. Dieser Grundbestand wurde seitdem in ausgewählten Bereichen systematisch ausgebaut. Zu nennen sind vor allem Romliteratur, Architekturtheorie, Topographica und Reiseliteratur zu Italien. Diese Schwerpunkte werden derzeit um die Themen Reisen im Mittelmeerraum sowie um Literatur und Quellen zur kolonialen Vergangenheit Italiens in Afrika erweitert. Mit einem Bestand von mehr als 87’000 Fotopositiven und Negativen sowie digitalen Aufnahmen zur italienischen Kunst und Architektur von der Spätantike bis in die Gegenwart gehört die Fotothek weltweit zu den führenden Archiven.

Zutritt
Der Zugang erfolgt leider nur mit gültigem Benutzerausweis. Voraussetzung ist die Promotion oder ein vergleichbarer Abschluss im Fach Kunstgeschichte oder einer benachbarten Disziplin. Ab und zu wird die Bibliothek für besondere Events oder Führungen geöffnet.

Verlauf der Bauphase von 1994 bis 2012
Im Jahr 1994 hatte man sich für einen Bibliotheksneubau anstelle des statisch und brandschutztechnisch unzureichenden Bibliotheksflügels aus den 1960er Jahren entschieden.
Die Umbauarbeiten an der Biblioteca Hertziana gelten als eine der interessantesten architektonischen Eingriffe dieser Art, die in Italien durchgeführt wurden. Dies ist auf viele Aspekte zurückzuführen: den besonderen Standort bei Trinità dei Monti oberhalb der Spanischen Treppe, den Sieg des Designwettbewerbs von Juan Navarro Baldeweg, die architektonischen Lösungen, die Schwierigkeiten in der Umsetzungsphase und die Bewältigung aller damit verbundenen Probleme.
Die bestehende Bibliothek, die 1962 auf dem Gelände des ursprünglichen Gartens des Palazzo Zuccari erbaut wurde, um das berühmte Portal «Mascherone» einzumauern, konnte einerseits dem imposanten Buchbestand nicht mehr gerecht werden und entsprach andererseits nicht den geltenden Vorschriften im Bereich Sicherheit und Brandschutz.
Das Max-Planck-Institut entschied sich in der Folge, in die Reorganisation der Bibliothek zu investieren und startete einen internationalen Designwettbewerb, der den Abriss des bestehenden Bauwerks und die Rekonstruktion der notwendigen Räume umfasste.
Den Wettbewerb gewann der in Madrid ansässige Architekt Juan Navarro Baldeweg, dessen Projekt von einem zentralen, offenen Innenhof geprägt ist. Auf drei Seiten ist er durch ein hohes Strukturglasfenster und auf der anderen Seite durch eine schräge Ziegelwand abgeschlossen. Neben der Wiederherstellung des imposanten Eingangs mit der charakteristischen Maske (Mascherone) umfasste der Neubau mehrere Stockwerke mit Büchergestellen und Lesesälen sowie eine Terrasse im Obergeschoss mit spektakulärem Ausblick auf die Altstadt von Rom.

Palazzo Zuccheri – und sein Weitblick der begeistert

Im Dezember 2001 wurde die Bibliothek für die anstehenden Bauarbeiten geschlossen und 70’000 Bände in die Galleria Nazionale d’Arte Moderna ausgelagert. Stolz ist man, dass der Bibliotheksbetrieb trotz der umfassenden Bauarbeiten nie eingestellt worden ist.
Die Ziegelwand im Innenhof zeichnet sich durch eine Oberflächenbehandlung (ein weisser Kalkputz) aus, die eine stärkere Reflexion des einfallenden Lichts ermöglicht und die unregelmässige Struktur nicht verdeckt. Das Licht, die Backsteinziegel, der Travertin und das Ahornholz sind die unbestrittenen Protagonisten des Projekts. Baldeweg sprach von «luz es materia» (Licht bedeutet Materie). Die Glaswand gewährleistet eine maximale Transparenz, die mit den Bedürfnissen der statischen, klimatischen und natürlichen Beleuchtung vereinbar ist. Die Sonneneinstrahlung zu verschiedenen Tageszeiten und in verschiedenen Jahreszeiten wurden untersucht, um ein vollständiges Bild der gesamten Bandbreite der Auswirkungen auf das Glas zu erhalten.

Palazzo Zuccari – und das Innenleben der Bibliothek

Die Ausführung der Arbeiten erfolgte vom Architektenbüro Da Gai unter der Aufsicht von Baldeweg. Die unvorhergesehenen Ereignisse und Schwierigkeiten während der Bauphase haben die Ausführung der Arbeiten vehement beeinflusst. Die mehr als 10 Jahre, die bis zur Einweihung des Gebäudes benötigt wurden, sind der Beweis dafür.
Das Hauptproblem bestand darin, dass im Untergrund des Bereichs, auf dem sich die neue Bibliothek befindet, die Überreste einer römischen Villa entdeckt wurden. Zum Vorschein kamen unter anderem Mauerwerk, polychrome Wandmosaike, Marmorböden und Freskenstrukturen. Der Grundriss der neuen Bibliothek ermöglichte es, den Untergrund des Gebäudes und damit die archäologischen Funde freizulegen.

Jubiläum
Im Jahr 2013 feierte die Hertziana zwei besondere Anlässe.
Nach zwölf Jahren Bauzeit und Gesamtkosten von 20 Mio. EUR wurde der Bibliotheksneubau eingeweiht und am 15. Januar 2013 das neue Bibliotheksgebäude nach dem Entwurf von Juan Navarro Baldeweg feierlich eröffnet. Kurz darauf feierte die Bibliotheca Hertziana ihr 100-jähriges Bestehen. Also alles «just in time»!


Weltpremiere in Rom

Palazzo Bonaparte - nicht zu übersehen ist die grüne kleine Veranda

Die Versicherungsgesellschaft Generali öffnet den Palazzo Bonaparte an der Piazza Venezia, Ecke Via del Corso. Es handelt sich dabei um den historischen Palast in Rom, der für seinen verglasten grünen Balkon bekannt ist. Maria Letizia Ramolino, die Mutter Napoleons Bonapartes verfolgte durch die Sehschlitze der kleinen Veranda das Treiben zwischen Piazza Venezia und Via del Corso.

Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wird der Palazzo zu einem neuen Kunst- und Kulturzentrum. In einem der schönsten und wertvollsten historischen Gebäude der Generali werden Ausstellungen, Kultur- und Bildungsveranstaltungen mit besonderem Augenmerk auf Familien und junge Menschen stattfinden.

Palazzo Bonaparte - ein neues Kulturzentrum und Museum

Am 6. Oktober bringt die erste Ausstellung «Geheime Impressionisten» mehr als 50 Werke nach Rom von namhaften Künstlern mit den klingenden Namen wie Monet, Renoir, Cézanne, Pissarro, Sisley, Caillebotte, Morisot, Gonzalès, Gauguin und Signac. Sie stammen aus den wichtigsten Privatsammlungen der Welt, sind normalerweise nicht zugänglich und wurden zuvor noch nie verliehen.

Ihnen wird die Gelegenheit geboten, einer echten Weltpremiere beizuwohnen.


Fendi Modeschau – zum Gedenken an Kaiser Karl

Modeschau zu Ehren an Karl Lagefeld

(Getty Images)

 

Auf dem Palatin-Hügel, der seit Kaiser Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) als Residenz zahlreicher römischer Kaiser diente, ehrte  Fendi mit einer besonderen Modeschau Anfang Juli jenen Meister, der respektvoll als Kaiser Karl in die Annalen einging. Lagerfeld war seit 1965 eine der kreativen Seelen der Marke Fendi und an derem internationalem Erfolg massgeblich beteiligt.
Das Modehaus griff die im Archiv aufbewahrten Skizzen des deutschen Designers auf und veredelte einige mit den Symbolen der Marke – über Silvana Manganos Trenchcoat im Film «Gruppo di famiglia in un interno» von Luchino Visconti bis zu den Mänteln, die Anna Fendi als Kind trug.

Fendi entschied sich für die Ewige Stadt, um seine Herbst/Winter 2019-2020 Couture-Kollektion zu präsentieren. Unter dem Titel «The Dawn of Romanity» (Der Beginn des Römertums), mit 54 Looks, einen für jedes Jahr unter der künstlerischen Leitung Karl Lagerfeld, wurden die Zuschauer verzaubert.

Mit diesem Event und der Wahl des Schauplatzes der Ruinen des Venus-Tempels mit Blick auf das Kolosseum stärkte das Lable seine enge Beziehung zu Rom. Gleichzeitig bewies Fendi bei dieser Gelegenheit wiederum ihr Engagement in Form der finanziellen Unterstützung in der Höhe von EUR 2.5 Mio. zur Restaurierung und Verschönerung des Venus-Tempels.