Papst Franziskus – sein liebstes Gemälde

Caravaggio – sein Gemälde mit dem Titel «Die Berufung des heiligen Matthäus»

“ (….) als ich nach Rom kam, habe ich in der Via della Scrofa gelebt. Von dort aus besuchte ich oft die Kirche San Luigi dei Francesi und habe das Gemälde «Die Berufung des heiligen Matthäus» von Caravaggio betrachtet.”

Dieses Lieblingswerk von Papsr Franziskus hat eine tiefe und bewegende Bedeutung.

Die Geschichte des heiligen Matthäus ist bekannt: Als Zöllner in der antiken Hafenstadt Kafarnaum wurde er von den Juden verachtet, da er im Dienst der römischen Besatzungsmacht die Steuern eintrieb. Es wird gesagt, dass Jesus, der neben Matthäus wandelte, ihm nur «folge mir» zurief, und der zukünftige Apostel stand auf und folgte ihm. Die Geschichte symbolisiert die Erlösung von der Sünde der Gier. Matthäus wurde ein Apostel und Evangelist – ihm verdanken wir das Matthäus-Evangelium.

Papst Franziskus kommentiert das Bild wie folgt:
“ (…) in der Malerei bewundere ich Caravaggio: Seine Leinwände sprechen zu mir. Es ist Matthäus› Geste, die mich trifft: Er schnappt sich sein Geld, als ob er sagen würde: Nein, nicht ich! Nein, das Geld gehört mir!
Seht, das bin ich: ein Sünder, dem der Herr die Augen zugewandt hat.”

Nicht alle Rombesucher wissen, dass einige der berühmtesten Werke von Caravaggio aber auch jene von Michelangelo in der Ewigen Stadt kostenlos zu besichtigen sind.

San Luigi dei Francesi (Nationalkirche der Franzosen) – Frontansicht

LOCALIKE Tipp
✪ Besuchen Sie neben der Kirche San Luigi dei Francesi auch die in unmittelbarer Nähe liegende Kirche Sant’Agostino, in der es ein weiteres Werk von Caravaggio zu bestaunen gibt.


Street Art – das Càpita(l) von Blu

Street Art – oberer Bildausschnitt aus dem neusten Werk von Blu

Rom wird immer öfter als die europäische Hauptstadt (Capitale) der Street Art bezeichnet. Es ähnelt einem grossen Museum unter freiem Himmel. Kostbarkeiten der antiken Kunst und Meisterwerke der unterschiedlichen Epochen sich inzwischen mit mehr als 350 Werke von nationalen und internationalen Street Artists durchmischt. Häufig erfolgt die Realisierung auf legalem Weg mit der Unterstützung von Vereinen, Kuratoren, Stiftungen oder der öffentlichen Verwaltung. Die Street Art erstreckt sich weniger auf das Stadtzentrum. Vielmehr ist sie in der Peripherie zu finden und sorgt für eine urbane, ästhetische und in einzelnen Fällen sogar soziale Aufwertung der Quartiere.

Der Künstler
Blu, wie sich der international bekannte, in Bologna lebende Street Artist nennt, der seine Identität nicht enthüllt, hat einige der bedeutendsten und interessantesten Werke in Rom geschaffen. Bei einem seiner letzten grossen Wandbilder, fertiggestellt im Dezember 2018, handelt es sich um «Càpita» im Stadtteil Rebibbia, mit dem er die heutige Gesellschaft kritisiert.

Càpita – sein neustes Werk
Das Wandbild zeigt eine imaginäre Attraktion in Form bunter Wasserrutschen, die in zwei verschiedene Becken führen. In einem ist das Wasser faulig und sammelt die Schwächeren der Gesellschaft und deren Abschaum auf. Im anderen Becken ist das Wasser kristallklar und repräsentiert die starken Kräfte. Dort wo das gelbe «L» von «Càpital» in die Grüne Wiese gefallen ist, flattern Geldscheine und fliesst Champagner. Die Reichen und Mächten mit dicken Bäuchen, goldigen Uhr und Ketten im aufblasbaren Sessel sitzend, werden von Lakaien bedient. Der Vergnügungspark nimmt das organische Erscheinungsbild eines menschlichen Dickdarms an, der Freude und Glanz, Elend und Scham, aber auch Dienstbarkeit und Unterwerfung vermittelt.

Street Art – unterer Bildausschnitt aus dem neusten Werk von Blu

Street Art – die Reichen und ihre Lakaien Detail

Seine Message
Blu führt uns unser verletztes soziales und kulturelle Gefüge vor Augen, das hierarchisch strukturiert ist. Das bereits ausgeprägte Niveaus der sozialen Ungleichheit und Ungerechtigkeit wird seiner Meinung nach durch Konsum, Verschwendung, Privilegien, Materialismus, Gewalt, Prunk und Inkompetenz nur noch verschärft. Die Gesellschaft wird vom verzweifelten Kapitalismus mit ihrer korrupten politischen Klasse getrieben, die unumkehrbar erscheint.

Street Art – das gesamte Wandbild von Blu


Biblioteca Herziana – alt & neu

Palazzo Zuccari – uns seine berühmte Pforte

Das 1912 von Henriette Hertz gegründete Forschungsinstitut für italienische Kunstgeschichte gehört zu den renommiertesten in ganz Italien. Sie stiftete sowohl den Palazzo Zuccari als auch die gesamten Bücher der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, deutsche Institution zur Förderung der Wissenschaft, die seit 1948 in der Stiftung Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft zusammengeschlossen ist. Zum Gebäudekomplex des trapezförmigen Grundstücks zwischen der Via Sistina und der Via Gregoriana gehören der Palazzo Zuccari mit seinem Bibliotheksgebäude und der Palazzo Stroganoff mit Sitz der Fotothek.

 

Die Büchersammlung
Die Bibliothek des Institutes zählt zu den weltweit ältesten und vollständigsten wissenschaftlich-systematischen Büchersammlungen zur Kunst und Kulturgeschichte Italiens. Sie umfasst ca. 360’000 Werke, darunter knapp 1’000 laufende Zeitschriften. Der jährliche Zuwachs beträgt etwa 6’500 Titel. Schon die Büchersammlung von Henriette Hertz enthielt eine Vielzahl seltener Druckerzeugnisse. Dieser Grundbestand wurde seitdem in ausgewählten Bereichen systematisch ausgebaut. Zu nennen sind vor allem Romliteratur, Architekturtheorie, Topographica und Reiseliteratur zu Italien. Diese Schwerpunkte werden derzeit um die Themen Reisen im Mittelmeerraum sowie um Literatur und Quellen zur kolonialen Vergangenheit Italiens in Afrika erweitert. Mit einem Bestand von mehr als 87’000 Fotopositiven und Negativen sowie digitalen Aufnahmen zur italienischen Kunst und Architektur von der Spätantike bis in die Gegenwart gehört die Fotothek weltweit zu den führenden Archiven.

Zutritt
Der Zugang erfolgt leider nur mit gültigem Benutzerausweis. Voraussetzung ist die Promotion oder ein vergleichbarer Abschluss im Fach Kunstgeschichte oder einer benachbarten Disziplin. Ab und zu wird die Bibliothek für besondere Events oder Führungen geöffnet.

Verlauf der Bauphase von 1994 bis 2012
Im Jahr 1994 hatte man sich für einen Bibliotheksneubau anstelle des statisch und brandschutztechnisch unzureichenden Bibliotheksflügels aus den 1960er Jahren entschieden.
Die Umbauarbeiten an der Biblioteca Hertziana gelten als eine der interessantesten architektonischen Eingriffe dieser Art, die in Italien durchgeführt wurden. Dies ist auf viele Aspekte zurückzuführen: den besonderen Standort bei Trinità dei Monti oberhalb der Spanischen Treppe, den Sieg des Designwettbewerbs von Juan Navarro Baldeweg, die architektonischen Lösungen, die Schwierigkeiten in der Umsetzungsphase und die Bewältigung aller damit verbundenen Probleme.
Die bestehende Bibliothek, die 1962 auf dem Gelände des ursprünglichen Gartens des Palazzo Zuccari erbaut wurde, um das berühmte Portal «Mascherone» einzumauern, konnte einerseits dem imposanten Buchbestand nicht mehr gerecht werden und entsprach andererseits nicht den geltenden Vorschriften im Bereich Sicherheit und Brandschutz.
Das Max-Planck-Institut entschied sich in der Folge, in die Reorganisation der Bibliothek zu investieren und startete einen internationalen Designwettbewerb, der den Abriss des bestehenden Bauwerks und die Rekonstruktion der notwendigen Räume umfasste.
Den Wettbewerb gewann der in Madrid ansässige Architekt Juan Navarro Baldeweg, dessen Projekt von einem zentralen, offenen Innenhof geprägt ist. Auf drei Seiten ist er durch ein hohes Strukturglasfenster und auf der anderen Seite durch eine schräge Ziegelwand abgeschlossen. Neben der Wiederherstellung des imposanten Eingangs mit der charakteristischen Maske (Mascherone) umfasste der Neubau mehrere Stockwerke mit Büchergestellen und Lesesälen sowie eine Terrasse im Obergeschoss mit spektakulärem Ausblick auf die Altstadt von Rom.

Palazzo Zuccheri – und sein Weitblick der begeistert

Im Dezember 2001 wurde die Bibliothek für die anstehenden Bauarbeiten geschlossen und 70’000 Bände in die Galleria Nazionale d’Arte Moderna ausgelagert. Stolz ist man, dass der Bibliotheksbetrieb trotz der umfassenden Bauarbeiten nie eingestellt worden ist.
Die Ziegelwand im Innenhof zeichnet sich durch eine Oberflächenbehandlung (ein weisser Kalkputz) aus, die eine stärkere Reflexion des einfallenden Lichts ermöglicht und die unregelmässige Struktur nicht verdeckt. Das Licht, die Backsteinziegel, der Travertin und das Ahornholz sind die unbestrittenen Protagonisten des Projekts. Baldeweg sprach von «luz es materia» (Licht bedeutet Materie). Die Glaswand gewährleistet eine maximale Transparenz, die mit den Bedürfnissen der statischen, klimatischen und natürlichen Beleuchtung vereinbar ist. Die Sonneneinstrahlung zu verschiedenen Tageszeiten und in verschiedenen Jahreszeiten wurden untersucht, um ein vollständiges Bild der gesamten Bandbreite der Auswirkungen auf das Glas zu erhalten.

Palazzo Zuccari – und das Innenleben der Bibliothek

Die Ausführung der Arbeiten erfolgte vom Architektenbüro Da Gai unter der Aufsicht von Baldeweg. Die unvorhergesehenen Ereignisse und Schwierigkeiten während der Bauphase haben die Ausführung der Arbeiten vehement beeinflusst. Die mehr als 10 Jahre, die bis zur Einweihung des Gebäudes benötigt wurden, sind der Beweis dafür.
Das Hauptproblem bestand darin, dass im Untergrund des Bereichs, auf dem sich die neue Bibliothek befindet, die Überreste einer römischen Villa entdeckt wurden. Zum Vorschein kamen unter anderem Mauerwerk, polychrome Wandmosaike, Marmorböden und Freskenstrukturen. Der Grundriss der neuen Bibliothek ermöglichte es, den Untergrund des Gebäudes und damit die archäologischen Funde freizulegen.

Jubiläum
Im Jahr 2013 feierte die Hertziana zwei besondere Anlässe.
Nach zwölf Jahren Bauzeit und Gesamtkosten von 20 Mio. EUR wurde der Bibliotheksneubau eingeweiht und am 15. Januar 2013 das neue Bibliotheksgebäude nach dem Entwurf von Juan Navarro Baldeweg feierlich eröffnet. Kurz darauf feierte die Bibliotheca Hertziana ihr 100-jähriges Bestehen. Also alles «just in time»!