Rom wird immer öfter als die europäische Hauptstadt (Capitale) der Street Art bezeichnet. Es ähnelt einem grossen Museum unter freiem Himmel. Kostbarkeiten der antiken Kunst und Meisterwerke der unterschiedlichen Epochen sich inzwischen mit mehr als 350 Werke von nationalen und internationalen Street Artists durchmischt. Häufig erfolgt die Realisierung auf legalem Weg mit der Unterstützung von Vereinen, Kuratoren, Stiftungen oder der öffentlichen Verwaltung. Die Street Art erstreckt sich weniger auf das Stadtzentrum. Vielmehr ist sie in der Peripherie zu finden und sorgt für eine urbane, ästhetische und in einzelnen Fällen sogar soziale Aufwertung der Quartiere.
Der Künstler
Blu, wie sich der international bekannte, in Bologna lebende Street Artist nennt, der seine Identität nicht enthüllt, hat einige der bedeutendsten und interessantesten Werke in Rom geschaffen. Bei einem seiner letzten grossen Wandbilder, fertiggestellt im Dezember 2018, handelt es sich um «Càpita» im Stadtteil Rebibbia, mit dem er die heutige Gesellschaft kritisiert.
Càpita – sein neustes Werk
Das Wandbild zeigt eine imaginäre Attraktion in Form bunter Wasserrutschen, die in zwei verschiedene Becken führen. In einem ist das Wasser faulig und sammelt die Schwächeren der Gesellschaft und deren Abschaum auf. Im anderen Becken ist das Wasser kristallklar und repräsentiert die starken Kräfte. Dort wo das gelbe «L» von «Càpital» in die Grüne Wiese gefallen ist, flattern Geldscheine und fliesst Champagner. Die Reichen und Mächten mit dicken Bäuchen, goldigen Uhr und Ketten im aufblasbaren Sessel sitzend, werden von Lakaien bedient. Der Vergnügungspark nimmt das organische Erscheinungsbild eines menschlichen Dickdarms an, der Freude und Glanz, Elend und Scham, aber auch Dienstbarkeit und Unterwerfung vermittelt.
Seine Message
Blu führt uns unser verletztes soziales und kulturelle Gefüge vor Augen, das hierarchisch strukturiert ist. Das bereits ausgeprägte Niveaus der sozialen Ungleichheit und Ungerechtigkeit wird seiner Meinung nach durch Konsum, Verschwendung, Privilegien, Materialismus, Gewalt, Prunk und Inkompetenz nur noch verschärft. Die Gesellschaft wird vom verzweifelten Kapitalismus mit ihrer korrupten politischen Klasse getrieben, die unumkehrbar erscheint.
Das Pantheon zog zuletzt jährlich rund 7.5 Millionen Besucher an und bildete damit einen der Hauptanziehungspunkte Roms.
Der ehemalige Kulturminister Dario Franceschini hatte 2017 geplant, den Besuchern des Pantheons nach einer Vereinbarung zwischen dem Kulturministerium und dem Vikariat Rom eine Eintrittsgebühr von € 2 zu erheben. Darüber wurde viel und heftig diskutiert, doch die Vorbereitungen waren bereits im vollen Gange, um diese Regelung mit Ende 2018 umzusetzen.
Kurzfristig wurde nun aber von der neuen Regierung beschlossen, dass das Pantheon in Rom für die Besucher frei zugänglich bleiben soll. Der italienische Kulturminister Alberto Bonisoli liess die Pläne der früheren Mitte-Links-Regierung zur Einführung einer Eintrittskarte für das antike Denkmal fallen.
Bonisoli vom populistischen Movimento 5 Stelle bestätigt: «entgegen dem, was mein Vorgänger 2017 beschlossen hat, werden keine Eintrittskarte eingeführt «.
Ende gut … vorerst alles gut!