Was so ein bisschen Schnee bewirken kann, denkt jeder gestandene und Schnee erfahrene Mitteleuropäer? Und die italienischen Journalisten? Sie schreiben am day after in durchschnittlich 5 Zeitungsseiten über apokalyptische Verhältnisse oder auch eher poetisch über die Operette Schnee in Rom.
Tatsächlich gab es in Rom bereits am Sonntag für die Nacht Schneealarm und zahllose Einheimische warteten wie zu Silvester auf den Jahreswechsel zuerst um 01:00, um 2:00 und schliesslich um 3:00 Uhr auf die ersten Flocken. So mancher stellte extra den Wecker, um keinesfalls das Spektakel zu verpassen. Schliesslich sollten es die ersten Flocken seit 2012 sein. Anlässlich dieses grossen Schneealarms und der Verfügung der Bürgermeisterin die Schulen am Montag zu sperren, witzelten die Römer schon darüber, dass dieses Mal, um bei falscher Meteo-Prognose einer evtl. Blamage zu entgehen, in der Stadtverwaltung wohl Schneekanonen aufgestellt würden. Und dann fiel wesentlich mehr Schnee als prognostiziert. Und es wurde ein anderer Tag in Rom. Nicht nur Kinder und römische Vierbeiner erfreuten sich der weissen Pracht und rutschten an den sieben Hügeln im Schnee auch die Erwachsenen pilgerten zu den verschneiten Monumenten zwecks Selfie. Die Einheimischen wurden trotz Aufforderung der Gemeinde zu Hause zu bleiben (!) die begeistertsten Touristen in der eigenen Stadt. Polemik gibt es natürlich auch jede Menge z.B.:
– über die Bürgermeisterin Virgina Raggi, die für 2 Tage die Schulen sperren liess, während sie auf einem Klimagipfel in Mexico zur selben Zeit im sommerlichen Look auf einer Fahrradtour fotografiert wurde;
– die führungslose Gemeinde, die Hilfe vom Zivilschutz und Heer anforderte;
– das Chaos, in den vielfach unbefahrbaren Strassen, das zumindest bis in den Nachmittag anhielt;
– über die wie vom Erdboden verschluckten Taxi und öffentlichen Busse;
– Ausgaben von über einer Million Euro für das Last Minute Leihen von 190 Schneepflügen,
– Bobcat, Salzstreumaschinen & Co., die für die Stadt jedoch leider Grossteils unbrauchbar waren;
– die Schnellzüge von und nach Rom mit Verspätungen von bis zu 7 Stunden und Passagieren ohne Informationen usw.
Doch was neben der Polemik und einer Unzahl von Fotos, die das Web überschwemmen bleibt, ist ein wunderbarer Tag, an dem gegen Mittag die Sonne den Schnee zum Leuchten brachte und ein anderes, faszinierendes Rom herbeizauberte. Glücklich schätzen dürfen sich jene Touristen, welche diese Wetterkapriolen miterlebten und mit Aufsehen erregenden Fotosujets und/oder ungewöhnlichen Videos von Rom nachhause fahren.